Militärforschung
  Guernica
 

Guernica


Guernica-Lumo (baskische Bezeichnung: Gernika-Lumo) liegt 33 km östlich von Bilbao in Nordspanien am Ufer des Flusses Oca. Das Dorf hatte eine besondere Bedeutung, weil hier seit Jahrhunderten die Ältestensräte aus dem gesamten Baskenland unter einer "heiligen" Eiche ihre jährlichen Treffen abhielten.

Von 1936 bis 1938 tobte in Spanien ein Bürgerkrieg zwischen den faschistischen Truppen von Generalmajor Francisco France Bahamonde, der von den deutschen und italienischen Faschisten unterstützt wurde, und den bürgerlich-demokratischen Kräften mit Beteiligung der Kommunisten und Anarchisten.

Am 26. April 1937 bombardierte die "Legion Condor" der deutschen Reichsluftwaffe (Versuchsbomberstaffel VB/88) Guernica. Der Ort hatte damals rund 6.000 Einwohner, hinzu kamen einen unbekannte Zahl von Flüchtlingen. Es war der erste vernichtende Luftangriff auf ein ziviles Flächenziel in der Militärgeschichte. An dem Angriff beteiligt waren 3-4 Heinkel He 11, 18-23 Behelfsbomber Junkers Ju-52/3m ("Tante Ju"), 1 Dornier Do 17 und mehrere Maschinen der italienischen Luftwaffe (3 Savoia-Marchetti S81 und 12 Fiat CR32). Mindestens 40 Tonnen Sprengbomben (Rheinmetall-Borsig SC-50 Ida und SC250 Irma) und Brandbomben (IG Farben B 1 E) wurde abgeworfen.

Angeblich war die steinerne Rentería-Brücke am nördlichen Ortsrand das Ziel des Angriffs. Allerdings wurden durch die eingesetzten Brandbomben fast die gesamte Stadt zerstört. Von den 400 Häusern waren 71 % völlig zerstört, 7 % schwer beschädigt und 21% leicht beschädigt. Rund 300 Einwohner fanden den Tod.

"Wenn sich so etwas in einem größeren Maßstab wiederhole, so würde das eine schreckliche Zukunft für Europa bedeuten," zitierte der "Völkische Beobachter" den britischen Außenminister Anthony Eden 1937.


Das Flussbett des Oca kurz vor der Mündung in den Atlantik. (8.9.2007)


Der Stamm der uralten Eiche, unter der früher die Vertreter der Basken zu ihren jährlichen Beratungen zusammen kamen.


Der Ableger der uralten Eiche hat schon selbst ein hohes Alter erreicht. Von dieser "mittleren" Eiche (im Vordergrund) gibt es wiederum einen neuen Ableger, die "junge" Eiche (im Hintergrund). (7.8.2003)


Im Park neben den Eichen wurde 1926 das baskische Parlamentsgebäude, die Casa de Juntas, errichtet. Das Parlament der so genannten Autonomen Gemeinschaft Baskenland (= Euskadi)  tagt heute in Vitoria-Gasteiz. (8.9.2007)


Der Versammlungsraum in der Casa de Junta (7.8.2003)


Deckenmosaik aus Glas in der Casa de Juntas (7.8.2003)


Diese Tafel aus dem Friedensmuseum zeigt den alten Stadtplan mit der Angriffsachse der Kampfflugzeuge und die Bombenkrater etc.. (7.8.2003)


Dieser Blindgänger aus dem Flussbett des Oca ist im Friedensmuseum ausgestellt. (7.8.2003)


Blick von Süden auf die Rentería-Brücke am Nordrand des Ortes mit den umgebenden Bergen des Flusstales der Oca. (7.8.2003)


Das vermeintliche Angriffsziel, die Rentería-Brücke. (7.8.2003)


Rentería-Brücke (Blick von West nach Ost) (7.8.2003)


Blick über die Rentería-Brücke nach Westen (7.8.2003)


Die Waffenfabrik Unceta & Cía entlang der Bahngleise, etwas südlich der Rentería-Brücke. Hier wurden damals Pistolen der Marke Astra hergestellt. (7.8.2003)


Waffenfabrik Unceta & Cía (7.8.2003)


Der Bahnhof von Guernica: Auch auf dem Bahnhofsvorplatz schlug eine Bombe ein. (Beachte das ETA-Graffiti: "GORA ETA"). (7.8.2003)


Die alte Kirche von Guernica (8.9.2007)


Oberhalb des Marktplatzes befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des "Batallón Guernica", das im August 1944 aus 200 Anti-Faschisten rekrutiert wurde und im französischen Pointe-de-Grave zum Einsatz kam. (7.8.2003)


Das Friedensmuseum von Guernica (Museo de la Paz de Guernica bzw. Gernikako Bekearen Museoa) gegenüber dem Rathaus. (www.museodelapaz.org/en/index_en.php) Das Museum unterhält im Erdgeschoss ein Zentrum zur wissenschaftlich-historischen Dokumentation des Luftangriffs (Centro de Documentación sobre el Bombardeo de Guernica bzw. Gernikako Bonbardeaketari buruzko Dokumentazio Zentrua). (7.8.2003)


Ausstellung im Friedensmuseum (7.8.2003)


Im 1. Stock befinden sich die Büros des baskischen Friedensforschungsinstitutes "Gernika Gogoratuz - Centro des Investigación por la Paz" (http://www.gernikagogoratuz.org/). (7.8.2003)


Zum Zeitpunkt des Luftangriffs hielt sich der spanische Maler Pablo Picasso im französischen Exil in Paris auf, um ein Gemälde für den spanischen Pavillon für die bevorstehende Weltausstellung zu schaffen. Als er von dem Luftangriff hörte änderte er sein ursprüngliches Vorhaben und schuf mit "Guernica" eines der bedeutendsten  Monumentalgemälde. Das Original des surrealistischen Anti-Kriegsbildes ist heute im Museo Nacional Reina Sofía in Madrid ausgestellt; in Guernica befindet sich eine Replik aus Keramikkacheln. (8.9.2007)


"Antifacista"-Graffiti. Im Hintergrund der Turm des Rathauses. (8.9.2007)

Das faschistische Regime von Francisco Franco leugnete jede Verwicklung in die Bombardierung von Guernica und behauptete zunächst, die "kommunistischen" Einwohner hätten ihre Stadt selbst zerstört. Von 1939 bis 1950 wurden sämtliche Spuren des Luftangriffs beseitigt und die Stadt wiederaufgebaut. Dazu wurden zeitweise bis zu 18.000 Gefangene aus den Zeiten des Bürgerkrieges zur Zwangsarbeit eingeteilt. Beim Wiederaufbau achtete man darauf, das neue Erscheinungsbild des Dorfes auf alt zu trimmen. Dazu gehören z. B. Fachwerk und Torbögen. (8.9.2007)


Das Rathaus (rechts) und das Kulturzentrum "Udal Kultur Etxea) mit der Stadtbücherei (links). (7.8.2003)


Zum Bestand der "Legion Condor" gehörten u. a. auch Messerschmitt Bf 109 (hier Bf 109 G-2). Beim Abzug aus Spanien blieb ein Teil des deutschen Militärgerätes zurück und diente dem Aufbau der spanischen Nationalstreitkräfte. Die Bf 109 wurde in Spanien von CASA in Lizenz (Typenbezeichnung H.H.1112M) nachgebaut. Die abgebildete Maschine ist ein Ausstellungsstück des Luftwaffenmuseums in Berlin-Gatow. (5.10.2003)

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