Militärforschung
  Syrien - Russische Intervention
 

Syrien - Russische Intervention

Gerhard Piper

8. März 2015

Seit dem 30. September 2015 intervenieren die russischen Streitkräfte in Syrien. Die Luftwaffe bombardiert täglich Objekte der Opposition gegen das Assad-Regime. Es ist der größte sowjetisch/russische Militäreinsatz seit dem sowjetischen Abzug aus Afghanistan im Jahr 1989. Wiederholt kam es zu militärischen Zwischenfällen mit mehreren Toten zwischen den russischen Streitkräften und dem Militär der Türkei, einem Mitglied der NATO. Der russische Ministerpräsident Dimitri Medwedew faselte daraufhin mal von einem neuen "Kalten Krieg" (http://www.focus.de/politik/ausland/russischer-regierungschef-in-muenchen-medwedew-es-gibt-einen-neuen-kalten-krieg-aber-wollen-wir-das-wirklich_id_5281989.html), mal vom "Dritten Weltkrieg" (http://www.handelsblatt.com/my/politik/international/russlands-premier-im-exklusiv-interview-medwedjew-warnt-vor-neuem-weltkrieg/12952660.html?ticket=ST-1359952-fJzRLFl5lhRJn6xiNfUi-ap2). Vor diesem Hintergrund soll der russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin mit einer atomaren Entfaltung gedroht haben, dies behauptete jedenfalls NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. (http://www.focus.de/politik/ausland/truppen-ueben-demonstrativ-nato-generalsekretaer-putin-hat-anwendung-von-atomwaffen-jedenfalls-angedroht_id_5283426.html). Zur Zeit haben sich die USA und Russland auf eine gemeinsame Zielauswahl geeinigt. Aber neben den andauernden Luftangriffen - unter denen insbesondere die Zivilbevölkerung zu leiden hat - droht nun eine Ausweitung der Bodenkämpfe.

- Truppenverlegung

Das tyrannische Regime von Baschar al-Assad in Syrien geht seit nunmehr fünf Jahren gegen seine eigene Bevölkerung vor. Nach jüngsten Schätzungen sind bisher 300.000 bis 470.000) Menschen in dem internationalisierten Bürgerkrieg ums Leben gekommen. Fast die Hälfte der Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. (http://www.theguardian.com/world/2016/feb/11/report-on-syria-conflict-finds-115-of-population-killed-or-injured)

Über Jahre hinweg konnte die russische Regierung ihren letzten "Partner" im Nahen Osten durch Wirtschafts- und Militärhilfe an der Macht zu halten. Diese Maßnahmen reichten im Sommer 2015 nicht mehr aus. Vielmehr konnten die Rebellen Territorialgewinne erzielen und am 9. September eroberte die "Jabhat al-Nusra" den Fliegerhorst Abu al-Duhur. Daraufhin gingen die russischen Streitkräfte zu einer direkten Intervention mit Land-, Luft- und Marinestreitkräften über. Im Juli 2015 hatten die Regierungen von Syrien und Moskau konkrete Gespräche über eine Intervention in Syrien geführt und am 26. August ein bilaterales Truppenstationierungsabkommen unterzeichnet.

Die russische Entscheidung begründete Vladislav Belov, stellvertretender Direktor des Europa-Instituts der Akademie der Wissenschaften, in der Zeitschrift "Welttrends" im Januar 2016 folgendermaßen (S. 18f):

"Das Assad-Regime stand im September 2015 am Rande der militärischen Niederlage. Die gemeinsamen Aktivitäten der USA, Saudi-Arabiens und weiterer sunnitischer Staaten führten zu einer offensichtlichen Veränderung des Kräfteverhältnisses zugunsten der Aufständischen. Zu erwarten war, dass die Welt im Oktober/November 2015 Zeuge des Falls des Regimes werden könnte, was die Vernichtung eines großen Teils der Alawiten, die Ausdehnung des IS-Territoriums und die Aufteilung des restlichen Teils Syriens zwischen den verschiedenen radikalislamistischen Gruppierung zur Folge hätte, welche schließlich - für den Westen unkontrollierbar - miteinander um die politisch-religiöse Herrschaft kämpfen würden.Mit anderen Worten, im Nahen Osten konnte eine dramatische Verschlechterung und Destabilisierung der Lage eintreten, die sich negativ auf die Interessen aller wichtigen Teilnehmer der Weltpolitik, einschließlich Russlands, auswirken würde. Angesichts dieser Lage entschloss sich der Kreml zu handeln."

Für die russische Kriegführung in Syrien sind der Generalstabschef General Waleri Wassiljewitsch Gerassimow und dessen Chef der Operativen Hauptverwaltung Generalleutnant Sergej Rudskoi militärisch verantwortlich. Der Personalumfang des russischen Expeditionskorps in Syrien wird auf 4.000 bis 5.000 Soldaten geschätzt, hinzu kommen die Matrosen an Bord der Kriegsschiffe im Mittelmeer und im Kaspischen Meer sowie die Bomberpiloten, die von Fliegerhorsten in Russland zu ihren Angriffsflügen starten. Nach Angaben des früheren syrischen Generals Ahmad Rahal, der sich mittlerweile der "Freien Syrischen Armee" (FSA) angeschlossen hat, waren in Syrien Anfang Februar 2016 sogar 12.000 Soldaten aus Russland disloziert.(https://informnapalm.org/en/feb21-syria-general-rahal/).

Zur Verlegung ihrer Truppen nach Syrien setzte die russische Militärführung ihre Transportschiffe und die beiden Landungsschiffe der „Nikolai Filtschenkow“ (Bordnummer: 152) der Alligator-Klasse und die „Koroljow“ (Bordnummer: 61) der Ropucha-Klasse ein. (https://de.wikipedia.org/wiki/Alligator-Klasse) Umschlagplatz war und ist der Hafen Latakia, der seit 1971 eine russische Marinebasis am Mittelmeer ist.

Am 7. September 2015 startete ein Großeinsatz der russischen Transportfliegerfllotte. Mindestens vier Großraumtransportflugzeugen Antonow An-124-100 Ruslan (NATO-Bezeichnung: CONDOR) (RD-82037, RF-82039, RF-82040, ...) vom 566. Lufttransportregiment von der 6957. Luftwaffenbasis in Setscha, sechs Iljuschin IL-76MD (CANDID) (z. B. RA-78768) und mehrere Tupolew TU-154 (CARELESS) begangen damit, Personal und Material von Mozdok und Sotschi nach Latakia zu fliegen. Mindestens 40 mal landeten Transportmaschinen vom Typ RUSLAN auf dem Fliegerhorst „Basil al-Assad“ (russische Bezeichnung: Hmeimin) am Stadtrand von Dschabla, um die dort dislozierten Truppen einzufliegen. (www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/hilfe-fuer-assad-russland-baut-militaerbasis-in-syrien-auf-13799365.html)

Auf amerikanischen Druck hin sperrte die bulgarische Regierung am 8. September für russische Militärtransporte, am 24. September folgte ein Flugverbot der griechischen Regierung. Daraufhin verlegten die Russen ihre Luftbrücke über den Iran und Irak.

In Abstimmung mit dem russischen Aufmarsch verlegten auch die iranischen Streitkräfte seit dem 30. September Militäreinheiten nach Syrien. Während die Russen für die Luftunterstützung sorgen, schickten die Iraner die Masse der Bodentruppen. Es handelt sich um rund 2.000 afghanische Söldner der Fatemiyun-Division der Republikanischen Garden und der Badr-Truppen. Sie wurden nach Hama verlegt. Dazu wurden iranische Boeing 747 und Iljuschin Il-76TD, aber auch syrische Il-76T eingesetzt.

- Die russischen Bodentruppen in Syrien

Seit Anfang September 2015 gibt es einen offenen Truppenaufmarsch. Die Masse der Bodentruppen wird nicht vom russischen Heer sondern von der Marineinfanterie gestellt. Es handelt sich um die 810. Selbstständige Brigade, die normalerweise in Temrjuk und in Sewastopol auf der Halbinsel Krim stationiert ist. Der Verband wurde auf dem syrischen Flughafen „Basil al-Assad“ (russische Bezeichnung: "Hmeimim") am Stadtrand von Dschabla südlich von Latakia stationiert. Eine Kommandozentrale befindet sich in Slenfa. Weitere Einheiten kommen von anderen Verbänden, wie z. B. der 120. Artilleriebrigade aus Sibirien. Ihre Artilleriebatterien wurde bei Sadat und Athriyah stationiert. Ein weiterer russischer Stützpunkt ist Tartus. Welche Truppeneinheiten dort stationiert wurden, ist hier nicht bekannt.

-- Waffenbestand

Die 810. Selbstständige Brigade verfügt über 1.088 Soldaten. Sie gliedert sich in zwei Bataillone Marineinfanterie, ein Luftsturmbataillon, ein Panzerbataillon, ein Aufklärungsbataillon, ein Nachrichtenbataillon und ein Sicherungsbataillon. Ausgestattet ist der Verband mit folgendem Kriegsgerät (Stand: 2010): 53 Schützenpanzer BTR-80, 111 amphibische Schützenpanzer BMP-2, 30 amphibische Transportpanzer MT-LB, 2 Aufklärungspanzer BRM-1K, 1 Aufklärungspanzer PRP-3 VAL, 4 Aufklärungspanzer PRP-4 NARD, 36 Selbstfahrlafetten SAU 2S1 Gwosdika (122mm), 6 Selbstfahrlafetten SAU 2S9 Nona (120mm), 2 Führungspanzer PU-12, 2 Artillerieaufklärungspanzer 1W119 Reostat, 2 Brückenlegepanzer MT-55A und 1 Brückenlegepanzer MTU-20. Für das Syrienabenteuer wurde der Verband anscheinend modernisiert. Heute verfügt die Truppe über ein Dutzend Kampfpanzer T-90 und die Schützenpanzer BTR-80 wurden 2014 durch modernere BTR-82A ersetzt. Nicht immer läßt sich an Hand der Kriegsberichte entscheiden, ob es sich bei einem Waffensystem um eine Waffe der russischen Streitkräfte oder eine russische Waffe im Dienst der syrischen Truppen handelt, zumal diese in den letzten Monaten aufgerüstet wurden.

Nach Angaben aus den israelischen Geheimdiensten wurde im Dezember 2015 in den Gefechten um Latakia das neue digitale Führungssystem Andromeda-D der Fallschirmjägerverbände eingesetzt. Mit dem System können folgende Panzerfahrzeuge ausgestattet werden: BMD-2, BMD-4 und BTR-D. Damit läßt sich der Verlauf der Gefechte in Moskau "life" beobachten und leiten. (http://de.sputniknews.com/zeitungen/20160120/307231365/setzt-russland-syrien-roboter.html#ixzz40vKaldyU) Zur Kommunikation stehen die Satellitentypen Garpun, Meridian und womöglich der alte Raduga-1M3 zur Verfügung. Für dem Truppengebrauch stehen Fernmelde-Kfz R-166-0.5 zur Verfügung.

Darüber hinaus umfasst das Truppenkontingent mindestens neun Kampfpanzern Uralwagonsawod T-90SM, neue Schützenpanzer BTR-82A (8x8) mit einer 30-mm-Kanone und Koaxial-MG, usw.. (www.army-technology.com/projects/btr-82a-armoured-personnel-carrier/).

Nach inoffiziellen Angaben aus Russland setzen die Russen auch sechs ferngesteuerte Robotpanzer vom Typ Platform-M ein. Das System ist mit Aufklärungssensoren, einer Kanone und vier Raketen bewaffnet. (http://de.sputniknews.com/zeitungen/20160120/307231365/setzt-russland-syrien-roboter.html) Hinzu kommen angeblich vier Robotpanzer vom Typ Argo (8x8). Dieser halbautomatische Waffenträger ist mit einem Maschinengewehr vom Typ Kalaschnikow, drei Panzerabwehrgranatwerfern RPG-26 und zwei Granatwerfern RSHG-2 ausgerüstet. Allerdings wurde der Wahrheitsgehalt dieser Meldungen angezweifelt. (https://www.bellingcat.com/news/mena/2016/01/15/did-russia-deploy-a-combat-robot-in-syria/)

Seit Oktober 2015 hat das russische Heer Haubitzen vom Typ Sawod D-30 (122 mm) auf dem Fliegerhorst Hmeimim bei Latakia stationiert. Die Haubitzen haben eine maximale Schussreichweite von Höchstschussweite 22.000 m beim Gebrauch von Raketengranaten. Die Feuerrate beträgt 6 bis 8 Schuss/min. Jedes Geschütz erfordert eine Besatzung von 7 Mann.

Hinzu kommen Haubitzen vom Typ 2A65 Msta-B (= Buksiruyemaya) mit einem Kaliber von 152 mm der 120. russischen Artilleriebrigade. Die Reichweite der Granaten beträgt - nach unterschiedlichen Angaben - 24,7 bis 28,9 km bei einer Geschossgeschwindigkeit von 828 m/s. Die Geschützbesatzung besteht aus sechs bis elf Soldaten. Die Haubitze wird gezogen von einem Lkw KrAZ-260 (6x6) oder Ural 4320 (6x6). Die 5. Batterie der Brigade wurde mit sechs Geschützen in Sadad zwischen Homs and Damaskus disloziert. (http://uk.reuters.com/article/uk-mideast-crisis-syria-russia-military-idUKKCN0T72U220151118) Weitere Haubitzen befinden sich in Athriyah.

An Flugabwehrsysteme verfügt das Kontingent über Flugabwehrsysteme Pantsir-S1 (NATO-Code: SA-22 GREYHOUND). Diese verfügen über jeweils zwölf Abwehrraketen 57E6-E mit einer Reichweite bis zu 20 km und zwei 30-mm-Kanonen mit einer Schussweite bis 4 km.

Seit Februar 2016 wurde in Hmeimin auch die modernere Version Pantsir-S2 stationiert. (http://www.janes.com/article/57814/russian-deployment-of-new-pantsyr-to-syria-confirmed)

Hinzu kommen Flugabwehrraketensysteme vom Typ 9K40 BUK-M2 (NATO-Code: SA-17 GRIZZLY). Die Raketen vom Typ 9M317 haben eine Reichweite von 50 km bei einer Dienstgipfelhöhe von 25 km. Sie tragen einen 50-kg-HE-Splittergefechtskopf mit einem Zerstörungsradius von über 17 m. Pro Werferfahrzeug 9A39M2 werden vier Raketen befördert. Zum Waffensystem gehören eine Kommandostation 9S470M2, ein Feuerleitradar (CHAIR BACK-B) und ein Suchradar 9S18M2 Kupol-2 (NATO-Code: SNOW DRIFT-C).

Nach dem Abschuss einer russischen SU-24 durch die türkische Luftverteidigung verlegten die russischen Streitkräfte am 25. November 2015 hypermoderne Flugabwehrraketensysteme S-400 Triumf (NATO-Code: SA-21 GROWLER) nach Syrien. Das System besteht u. a. aus der Leitstation 92N6E (GRAVE STONE) auf einem Transportfahrzeug MZKT-7930, dem Zielzuweisungsradar 96L6 (CHEESE BOARD) mit einer Reichweite von über 300 km, der Raketenleitstation 36N85 (TOMBSTONE) und den vierrohrigen Abschussgeräten 5P85SM2-01, von dem allerdings in Syrien zunächst nur zwei und seit Dezember vier Geräte vorhanden sind. Zwei Flugabwehrraketentypen stehen zur Auswahl: 48N6DM (250 km Reichweite) und 40N6 (400 km Reichweite). Mit der Dislozierung dieses kampfstarken Flugabwehrsystems können die Russen Teile des syrischen Luftraums für andere Nationen sperren.

Zur Elektronischen Kampfführung (EloKa) werden u.a. vier Transportpanzer MT-LB mit dem neuen Störsystem Borisoglebsk 2 eingesetzt, das erst im Februar 2015 beim Heer eingeführt wurde. Das System wurde u. a. auf dem Berg Nabi Yunis (1562m) stationiert.

Hinzu kommen Schusswaffen, Panzerfäuste, Granatwerfer, Aufklärungsdrohnen (s.u.) moderne Fernmelde- und Lasertechnik sowie Militärlastwagen des Herstellers Ural, etc..

- Das russische Luftwaffenkontingent in Syrien

Die „Sondereinsatzluftbrigade“ ist auf dem syrischen Flughafen „Basil al-Assad“ (andere Bezeichnung: Hmeimim) am Stadtrand von Dschabla südlich von Latakia stationiert. Die Truppe wird von Generalmajor Alexei Maksimtsev, den früheren Befehlshaber der russischen Luftstreitkräfte in Fernost, kommandiert. Der Fliegerhorst diente schon in den letzten Jahren dazu, russische „Hilfsgüter“ nach Syrien einzufliegen. Im September 2015 wurde die Basis von den Russen erheblich ausgebaut, wie mehrere veröffentlichte Satellitenaufnahmen belegen. (www.spiegel.de/fotostrecke/russland-baut-militaerpraesenz-in-lakatia-aus-fotostrecke-130245.html) Auf der Startbahn „17“ hatten die russische Luft- und Weltraumkräfte (Vozdushno-Kosmicheskiye Sily - VKS) im September 2015 zunächst rund 30 Kampfflugzeuge unter freiem Himmel abgestellt; bis zum 17. November erhöhte sich der Fluggerätbestand auf 87 Maschinen. Ständig sind rund 70 Prozent der Flugmaschinen einsatzbereit, der Rest wird gewartet oder repariert.

Für den Flugbetrieb wurde der Fliegerhorst mit Radaranlagen aufgerüstet: Luftraumüberwachungsradar P-18 (SPOON REST) und Höhensuchradar PRW-17 (ODD GROUP). Außerdem wurden hier vier mobile Eloka-Störanlagen vom Typ Krassucha-4 auf Basis des Lkw BAZ-6910-022 (8x8) in Stellung gebracht, (http://de.sputniknews.com/politik/20151005/304712217.html) Die Störsysteme haben eine Reichweite von ca. 300 km und werden u. a. gegen die US-Aufklärungsatelliten Lacrosse/Onyx und die NATO-Aufklärungsflugzeuge E-3A AWACS der NATO eingesetzt.

Außerdem sollen die Russen folgende Luftwaffenbasen nutzen: Addabaa, Aleppo, Alshuairat, Damaskus und Qamishli.

Außerdem führten strategische (Atom-)Bomber der 37. Luftarmee (37 Wosduschnaja Armija) ihre konventionellen Bombardierungseinsätze direkt von Fliegerbasen in Russland (Engels, Mozdok und Olenegorsk) aus: Tupolew Tu-22M3 (BACKFIRE-C), Tu-95MS (BEAR-H), und Tu-160M (BLACKJACK). Acht weitere Jagdbomber Su-34 und vier Su-27SM3 starteten im November von der Luftwaffenbasis Krimskaja in Russland zu ihren Angriffsflügen. Seit Mitte Februar hat die russische Luftwaffe weitere MiG-29 auf ihren Fliegerhorst in Armenien verlegt.

-- Flugzeugbestand

Zum Flugzeugbestand, der in Syrien eingesetzt wird, gehören folgende Flugzeugtypen:

- Antonow An-30B: Die russischen Luftstreitkräfte bzw. der russische Militärgeheimdienst GRU setzt ein Fotoaufklärungsflugzeug vom Typ An-30B ein.

- Luftraumüberwachungsflugzeug Berijew A-50 Schmel (NATO-Code: MAINSTAY): Die A-50 ist das russische Gegenstück zur E-3A AWACS der USA bzw. NATO. Sie dient als fliegende Kommandozentrale, zu Aufklärungszwecken und der Luftraumüberwachung. Dazu hat sie auf der Rumpfoberseite eine Rund-um-Radaranlage (NATO-Code: FLAT JACK) installiert. Ihre Detektionsreichweite beträgt maximal 300 km. Der Typ wird seit Ende Dezember 2015 in Syrien eingesetzt. (http://www.janes.com/article/57105/russia-operates-mainstay-aew-cs-over-syria)

- Aufklärungsflugzeug Iljuschin Il-20M1 (COOT-A): Eines dieser ELINT-Aufklärungsflugzeug wird vom Militärgeheimdienst GRU eingesetzt. Es ist mit dem Seitensichtradar Igla-1 SLAR (Side-Look Airborne Radar), hochauflösenden Photokameras A-87P LOROP, dem SIGINT-System Romb 4 und dem COMINT-System Vishnaja ausgestattet. Auch ein Radarsystem Kvalat-2 wird erwähnt. Mindestens eine Maschine wird in Syrien eingesetzt. (http://theaviationist.com/2015/09/25/il-20-deployed-to-syria/)

- Jagdbomber Mikojan Gurewitsch MiG-29M/M2 (FULCRUM): Die russische Luftwaffe hat seit 1998 18 MiG-29 bei der 102. Einheit auf dem Fliegerhorst Erebuni in Armenien stationiert. Ende Februar 2016 wurde die dortige Einheit um fünf weitere Maschinen verstärkt. (https://www.rt.com/news/333091-russia-aircraft-base-armenia/) Am 14. Januar 2016 kamen zwei MiG-29 FULCRUM zum ersten Mal in Syrien zum Einsatz. Bis Mitte 2016 sollen auch in Syrien zwölf FULCRUM stationiert werden.

- Frontbomber Suchoi Su-24M/M2 (FENCER): Mindestens zwölf dieser schweren Jagdbomber wurden am 21. September von der 6980. Fliegerbasis in Tscheljabinsk-Schagol über den Iran nach Syrien verlegt, Vier bis fünf der Flugzeuge gehören zum Standard M2. Die Maschinen tragen auf den Seitenleitwerken u. a. folgende taktische Nummern in der Farbe Weißgrau: „04“ (= RF-90943), „05“ (= RF-90942), „08“, „16“, „25“, „26“, „71“, „74“, „76“, "79", „80“, „83“,.. Im November kamen angeblich 6 weitere Su-24M2 vom 277. Bomberregiment (BAP) in Churba bei Komsomolsk-na-Amur hinzu. Zur Bewaffnung zählen Luft-Boden-Raketen Zvesda Kh-25L (NATO-Code: AS-10 KAREN).

Ein Exemplar wurde durch die türkische Luftwaffe abgeschossen. Daraufhin wurden die Maschinen mit Jagdraketen R-27R (NATO-Code: AA-10 ALAMO-A) und R-73 (NATO-Code: AA-11 ARCHER) nachgerüstet.

- Guerillabekämpfungsflugzeuge Suchoi Su-25 (FROGFOOT): mindestens zehn Exemplare der Variante SU-25SM sind in Syrien stationiert. Die Flugzeuge sind u. a. mit einer Zwillings-Bordkanone Grjasew-Schipunow GSch-2-30 (Kaliber 30mm) ausgestattet. Deren theoretische Feuergeschwindigkeit beträgt 3.000 Schuss pro Minute; allerdings hat die FROGFOOT nur 250 Schuss an Bord, die bei einem Feuerstoß innerhalb von nur 5 Sekunden vollständig herausgerotzt werden. Außerdem können die Kampfflugzeuge an verschiedenen Unter-Rumpf- und Flügelstationen zahlreiche Waffen mitführen. Die taktischen Nummern der in Syrien stationierten Maschinen sind in der Farbe Rot gehalten: „21“, „22“, „24“, „25“, „27“, „28“,… Hinzu kommen zwei zweisitzige Trainingsflugzeuge Su-25UB: „44“ und „53“. Die insgesamt 14 Maschinen stammen alle von der 412. Fliegerbasis in Domna bei Tschita und wurden am 19. September mit einer Zwischenbetankung im Iran nach Syrien verlegt.

- Luftüberlegensheitsjäger vom Typ Suchoi Su-27 (FLANKER): insgesamt vier Maschinen mit taktischen Nummern in Rot. Hinzu kamen vier Su-27SM3 vom 3. Gemischten Garde-Luftwaffenregiment (IAP), die am 20. November von der Luftwaffenbasis Krimskaja in Russland zu ihren Angriffsflügen starteten.

- Luftüberlegenheitsjäger Suchoi Su-30SM (FLANKER-C): Die vier eingesetzten Jäger stammen vom 120. Gemischten Fliegerregiment (IAP) von der 412. Fliegerbasis in Domna und wurden am 18. September 2015 über Georgien und Iran nach Syrien verlegt. Die Maschinen tragen folgende taktische Nummern in Rot: „26“ (= RF-93670), „27“, „28“ und „29“. Zur Selbstverteidigung sind die Kampfflugzeuge mit den Jagdraketen R-27R und R-73 ausgerüstet.

- Suchoi Su-34 (FULLBACK): Die die russische Luftwaffe nutzt den Bürgerkrieg in Syrien, um ihre modernsten Kampfflugzeuge unter realen Kampfbedingungen zu testen. So umfasst das Kontingent auch sechs FULLBACK, die normalerweise beim 559. Bombenfliegerregiment (BAP) auf der 6970. Fliegerbasis in Morozovsk stationiert sind. Die Maschinen waren erst am 21. Mai 2015 in Dienst gestellt worden und wurden am 27. September nach Syrien verlegt. Sie haben u. a. folgende taktische Nummern in Rot: „21“, „22“, „25“, „27“, „29“,… Der erste Kampfeinsatz der FULLBACK erfolgte bereits am 3. Oktober 2015. Hinzu kamen acht Su-34, die auf der Luftwaffenbasis in Krimskala in Russland stationiert sind und sich am 17. November an den Luftangriffen in Syrien beteiligten. Die Su-34 ist mit einem elektrooptischen Zielsuchsystem Platan und u. a. mit der Satelliten-gesteuerten Bombe KAB-500S-E ausgerüstet.

- Suchoi Su-35S (NATO-Code: FLANKER-E): Dieser Luftüberlegenheitsjäger ist mit dem passiven Phased-Array-Radar Irbis-E ausgestattet und kann an zwölf Außenlaststationen bis zu acht Tonnen Waffen mitführen. Vier dieser modernen Jagdflugzeuge wurden Ende Januar 2016 nach Latakia verlegt. (http://de.sputniknews.com/militar/20160201/307508953/su-35s-bereits-in-syrien.html)

- Mittelstreckenbomber Tupolew Tu-22M3 (BACKFIRE-C): Die Bomber sind auf dem Fliegerhorst Mozdok in Nord-Ossetien stationiert. Einzelne Maschinen trugen die taktischen Nummern „16 Rot“, „23 Grau“,... Zumindest einige Maschinen sind mit dem neuen Navigationsangriffssystem SWP 24-22 ausgerüstet, das eine Zielgenauigkeit von 30 bis 50 m ermöglichen soll. Die Waffenzuladung beträgt angeblich bis zu zwanzig Tonnen. Jeder Bomber befördert beispielsweise 12 Gravitationsbomben vom Typ OFAB-250-270 oder mehrere Kh-15 Luft-Boden-Raketen.

- Langsteckenbomber Tupolew Tu-95MS (BEAR): Mehrere Bomber eines Schweren Bombenfliegerregimentes (TBAP) mit den taktischen Nummern in Rot, z. B. „12“, „21“ (= RF-94121),... kamen gegen syrische Ziele zum Einsatz.

- Fliegender Gefechtsstand: Eine Tupolew Tu-154M (RF-85155) der 223. Luftabteilung in Moskau-Tschkalowski verlegte nach Astrakhan-Privoshskiy und kreist über Zypern, um als „fliegender Gefechtsstand“ zur Koordinierung der Angriffsflüge eingesetzt zu werden.

- Langstreckenschwenkflügelbomber Tupolew Tu-160M (BLACKJACK): Die (atomaren) Bomber gehören zum 184. Schweren Bombenfliegerregiment (TBAP) auf dem 6950. Fliegerhorst in Engels stationiert. Ein BLACKJACK kann beispielsweise bis zu 64 konventionelle Freifallgravitationsbomben vom Typ FAB-250 oder bis zu sechs Atombomben mit sich führen. Die gegen syrische Ziele eingesetzten Bomber trugen folgende taktische Nummern in Rot: „15“, „19“ (= RF-94113),... Sie setzten den Marschflugkörper Raduga Kh-101 ein.

- Aufklärungsflugzeug Tupolew Tu-214R ISTAR: Von diesem Spionageflugzeug gibt es nur zwei Exemplare, eins mit der Identifikationsnummer: RA-64514 wird seit dem 15. Februar 2016 in Latakia eingesetzt. Der Flugzeugtyp ist so neu, dass er sich möglicherweise noch in der Erprobung befindet. Die Maschine ist mit einem Seitenradarsystem MRK-411, SIGINT-Sensoren und elektro-optischen Kameras ausgestattet. (http://www.janes.com/article/58104/russia-deploys-its-most-capable-istar-platform-to-syria)

-- Flugzeugmunition

Die russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte verfügen über ein ganzes Arsenal verschiedener Bomben- und Raketentypen, die wiederum in weitere Versionen und Varianten unterteilt werden. Zur Flugzeugbewaffnung zur Bekämpfung von Bodenzielen in Syrien gehören - nach Meldungen der (Fach-)Presse - folgende Munitionstypen:

- BetAB-500: BetAB ist die Abkürzung für Betonoboynaya Aviatsionnaya Bomba. Diese Bunkerknackerbomben dienen der Sprengung unterirdischer, gehärteter Zielobjekte. (http://www.cat-uxo.com/aircraft-bombs-russian/4583661419)

- Basalt FAB-250: FAB ist das Akronym für Fugasnaya Aviatsionnaya Bomba (dt. hochexplosivve Bombe), dabei handelt es sich um eine ungelenkte Gravitationsbombe. Die Variante FAB-250-270 hat bei einer Länge von 1,3 m und einem Eigengewicht von 268 kg einen Splittergefechtskopf, der mit einer Sprengladung von 94 kg TNT gefüllt ist.

- Basalt FAB-500M-54: Gravitationsbombe

- Basalt FAB-500M-62: Gravitationsbombe

- KAB-250S: KAB ist das Akronym für Korrektirujeskaja Awiazionnaja Bomba (dt. Kurskorrigierende Flugzeugbombe). Die Bombe wird durch das Satellitennavigationssystem "Globalnaja nawigazionnaja sputnikowaja sistema" (GLONASS) ins Ziel gelenkt. Die Zielgenauigkeit soll nur 2 bis 3 m betragen.

- KAB-500Kr: Diese elektro-optisch gesteuerte Präzisionsbombe hat bei einer Länge von 3,05 m ein Eigengewicht von 525 kg, davon entfallen 380 kg auf den Gefechtskopf, der eine Sprengkraft von 195 kg hat.

- KAB-500L: lasergesteuerte Präzisionsbombe

- KAB-500S: neuartige Präzisionsbombe mit GLONASS-Satellitennavigation

- KAB-500S-E: neuartige Präzisionsbombe mit GLONASS-Satellitennavigation

- KAB-1500L: Die KAB-1500 ist eine lasergelenkte Präzisionsbombe und wohl die größte Bombe aus dem russischen Arsenal, die in Syrien eingesetzt wird. Von ihr gibt es mindestens vier Versionen, die sich wiederum in einzelne Varianten aufteilen. Sie ist 4,60 m lang und wiegt je nach Ausführung 1.370 bis 1.560 kg. Der Rumpfdurchmesser misst 580 mm. Die Spannweite liegt bei 1.300 mm mit ausgeklappten Stabilisierungsflächen. Die KAB-1500L kann aus einem Höhenbereich von 1.000 bis 8.000 m sowie in einem Geschwindigkeitsbereich von 550 bis 1.700 km/h abgeworfen werden; die minimale Einsatzdistanz beträgt 3 km. Die maximale Einsatzdistanz liegt bei 8 bis 12 km. Die mittlere Treffgenauigkeit (CEP) liegt bei 7 bis 10 m. Die Ausführung KAB-1500L verwendet Laserzielsuchköpfe vom Typ Asow 27N oder 27N1. Für die KAB-1500L ist eine Zielbeleuchtung mittels Laser erforderlich. Dazu kommen die Laserzielbeleuchtungsbehälter vom Typ Klen PM/PS, Kaira 24M oder I-25 Schkwal zum Einsatz.

Von der KAB-1500L gibt es mindestens vier Varianten: die KAB-1500L-F ist eine Splitterbombe, die KAB-1500L-K ist eine Streubombe mit panzerbrechender Submunition, bei der KAB-1500L-OD handelt es sich um eine Aerosol-Brandbombe und die KAB-1500L-Pr ist eine Bunkerknacker-Penetrationsbombe, die - nach russischen Angaben - 20 m tief in den Boden eindringt bevor sie detoniert. In Syrien wurden die Bomben u. a. durch Su-24M2 und Su-34 eingesetzt.

- KAB-1500LG: Die KAB-1500LG ist 4,28 m lang und wiegt je nach Ausführung 1.500 bis 1.540 kg. Der Rumpfdurchmesser misst 580 mm. Die Spannweite liegt bei 1.300 mm mit ausgeklappten Stabilisierungsflächen. Die KAB-1500LG ist eine lasergelenkte Bombe mit einem Suchkopf vom Typ 24N1. Die KAB-1500LG kann aus einer Maximalhöhe von 10.000 m sowie in einem Geschwindigkeitsbereich von 550 bis 1.100 km/h abgeworfen werden.

Neben diesen beiden Versionen gibt es weitere Varianten, über deren Einsatz in Syrien hier aber keine Informationen vorliegen: Die KAB-1500LG-F ist eine Splitterbombe, die Variante KAB-1500LG-OD ist eine Aerosol-Brandbombe, die KAB-1500LG-P1 eine Penetrationsbombe, um gehärtete Punktziele zu zerstören. (https://de.wikipedia.org/wiki/KAB-1500)

- Raduga Kh-15 (NATO-Code: AS-16 KICKBACK): Luft-Boden-Rakete mit einer Länge von 4,78 m bei einem Durchmesseer von 45,5 cm. Das Gesamtgewicht der Rakete beträgt 1.200 kg, davon entfallen 150 kg auf den Gefechtskopf. Die Reichweite beträgt 300 km bei einer maximalen Höhe von 40 km und der Höchstgeschwindigkeit Mach 5. Von der Kh-15 gibt es mindestens drei Versionen zur Radarbekämpfung, zur Schiffsbekämpfung und als Nuklearwaffe. Mit der Kh-15 können folgende Flugzeugtypen bewaffnet werden: Tu-22M3 BACKFIRE-C, Tu-95MS-6 BEAR-H und Tu-160 BLACKJACK. (https://en.wikipedia.org/wiki/Kh-15)

- Zvesda Kh-25ML (NATO-Code: AS-10 KAREN): Lasergelenkte Rakete mit einer Reichweite von 10 km und einer Geschwindigkeit von 870 m/s. Der Gefechtskopf hat ein Gewicht von 86 kg. Von der Rakete gibt es mehrere Versionen.

- Vympel Kh-29L (NATO-Code: AS-14 KEDGE-A): Diese Luft-Boden-Rakete hat eine Länge von 3,9 m bei einem Durchmesser von 38 cm. Bei einem Gesamtgewicht von 660 kg hat der Gefechtskopf ein Eigengewicht von 320 kg. Die Reichweite beträgt 10 km bei einer Geschwindigkeit von 1.470 km/h. (https://en.wikipedia.org/wiki/Kh-29) Zur Zielfindung setzt sie einen halbaktiven Lasersuchkopf ein. Sie wurde in Syrien von den Su-24 und Su-34 gegen gehärtete Ziele mit einer Wandstärke bis zu 1,5 m eingesetzt.

- Zvesda Kh-35U Star (NATO-Code: AS-20 KAYAK): Diese Anti-Schifffsrakete wird seit Februar 2016 durch die Su-34 mitgeführt. Der Flugkörper hat eine Länge von mindestens 3,85 m und verfügt über einen Gefechtskopf von 145 kg. Die Reichweite beträgt mindestens 130 km; dabei rast die Rakete in einer Höhe von 10 bis 15 m über dem Wasser. Eine solche Rakete kostet ungefähr 500.000 US-Dollar. Der Einsatz einer Anti-Schiffs-Rakete durch die russische Luftwaffe - obwohl die verschiedenen Rebellengruppen über keinerlei Marine verfügen - weckt Fragen bzgl. der russischen Absichten in Syrien. (http://www.realcleardefense.com/2016/02/13/russian_bomber_with_anti-shipping_missile_in_syria_279017.html)

- Raduga Kh-101: Luftgestützter Marschflugkörper der 2011 zur Ausstattung der Langstreckenbomber Tupolew Tu-95MS (BEAR-H) und Tu-160 (BLACKJACK) eingeführt wurde. Er wird von einem Turbofan-Treibwerk Izdeliye 84 angetrieben, das eine Höchstreichweite von 4.000 bis 5.500 km und eine Höchstgeschwindigkeit von 0,75 Mach erlaubt. Die Cruise Missile besitzt eine kombinierte Trägheits-, TERCOM- und GPS-Steuerung. Der Sprengkopf hat eine Sprengkraft von rund 400 kg. Die Zielabweichung beträgt – nach unterschiedlichen Angaben – 5 bis 20 m. Die Kh-101 wurden in Syrien erstmals eingesetzt.

- Raduga Kh-555 (AS-22 KENT): Luftgestützter Marschflugkörper zur Ausstattung der Langstreckenbomber Tupolew TU-95MS6 (BEAR-H) und Tu-160 (BLACKJACK). Er wird von einem Turbofan-Triebwerk TRDD-50M angetrrieben und hat eine Reichweite von 2.000 km bei einer Höchstgeschwindigkeit von 0,75 Mach. Die Sprengkraft beträgt 364 kg.

- OFAB 100-120: OFAB ist die Abkürzung für OFAB Oskolochno-Fugasnaya Aviatsionnaya Bomba (dt. hochexplosive Spitterbombe gegen Menschen ). Die OFAB 100-120 hat bei einer Länge von 1,06 m einen Durchmesser von 27,3 cm. Das Gesamtgewicht der Bombe beträgt 123 kg. Die Bombe wird aus einer Höhe von mindestens 500 m bei einer Geschwindigkeit von maximal 1150 km/h abgeworfen. Die Sprengladung besteht aus 42 kg TNT/RDX. Die Splitterbombe zerplatzt in rund 15.000 Metallkügelchen mit einem Durchmesser von 8,75 mm.

- OFAB 250-270: Splitterbombe, wird u.a. durch den BACKFIRE-C und die FENCER eingesetzt.

- OFAB-500U: Die Splitterbombe wird mit einem Mini-Fallschirm abgebremst und explodiert dann in einer Höhe von 5 bis 10 m. Sie hat einen Gefechtskopf mit einem Gewicht von 230 kg. Die Bombe kann u. a. von folgende Flugzeugmustern eingesetzt werden: Su-24M, Su-25SM/SM3 und Su-34.

- OFZAB-500: ZAB ist die Abkürzung für Oskolochno-Fugasnaya Zazhigatelnaya Aviatsionnaya Bomba (dt. hochexplosive Brandbombe gegen Menschen).

- RBK-500: RBK ist die Abkürzung für Razovaya Bombovaya Kasseta (dt. einzelne Streubombe). (http://www.aljazeera.com/news/2016/02/report-russia-daily-cluster-bomb-attacks-syria-160208134126502.html) Von der Bombe gibt es zahlreiche Varianten, die in Syrien eingesetzt werden: RBK-500AO-2,5RT, RBK-500AO-2,5RTM, RBK-500-PTAB-1M, RBK-500ShoAB-05, RBK-500-SPBE-D (mit 15 IR-gesteuerten Submunitionsbomblets), RBK-500U und RBK-500ZAB-2.5M. Streubomben sind "flächenwirksam": Sie werden gegen weiche Flächenziele eingesetzt und töten dort unterschiedslos. Außerdem hinterlassen sie durch nicht explodierte Blindgänger (UXO) ein dauerhaftes Problem, das den Wiederaufbau behindert. (https://www.bellingcat.com/resources/how-tos/2016/02/03/thats-not-a-cluster-bomb-the-differences-between-ofab-250-270s-and-rbk-500s/)

- Phosphorbombe: Nach britischen Angaben hat die russische Luftwaffe in Syrien Brandbomben mit weißem Phosphor eingesetzt.

-- Hubschrauber

Der russische Hubschrauberverband in Syrien nennt sich heute 22. Luftwaffenbrigade. Seine Helikopter waren zunächst nur auf dem Basil al-Assad“ (andere Bezeichnung: Hmeimim) am Stadtrand von Dschabla südlich von Latakia stationiert. Anfang November 2015 verlegten vier Mi-35, vier Mi-24 und ein Mi-8/17 auf den Fliegerhorst al-Schairat südlich von Homs, dessen zwei Landebahnen überholt wurden. Weitere russische Hubschrauberplätze befinden sich auf den syrischen Luftwaffenbasen in Hamah und al-Tayas bei Palmyra, wo mehrere Mi-24P disloziert wurden. Seit Dezember 2015 stationierten die russischen Heeresflieger Kampfhubschrauber auf dem Fliegerhorst Erebuni südlich von Eriwan (Armenien). Ein erstes Kontingent umfasste sieben MI-24P (HIND) und MI-8 (HIP). (http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-schickt-kampfhubschrauber-zu-militaerbasis-in-armenien-a-1066639.html) Durch dieses Stationierungskonzept sollen die Hubschrauber möglichst nahe an ihrem Einsatzgebiet untergebracht sein.

Die russischen Streitkräfte in Syrien verfügen über folgende Hubschraubertypen:

- Kampfhubschrauber Kamow Ka-52 Alligator (NATO-Code: HOCKUM-B): Kamow ist eigentlich ein Hersteller von Marinehubschrauber, hat aber mit dem Alligator einen Kampfhubschrauber für das Heer bzw. die Luftwaffe produziert. Der Kampfhubschrauber ist seit Januar 2016 in Hmeimin stationiert. Sie sollen möglicherweise die Mi-8AMTSh bei CSAR-Rettungseinsätzen ablösen. Dazu sind sie mit dem Störsystem L370 Vitebsk gegen gegnerische Luftabwehrraketen ausgerüstet. (http://theaviationist.com/2016/01/15/russia-to-deploy-ka-52-attack-helicopters-to-syria-to-protect-latakia-air-base/)

- Transporthubschrauber Mil M-8AMTSh-V (NATO-Code: HIP): Die vier Helikopter stammen von der 562. Fliegerbasis in Nowosibirsk-Tolmatschewo. Sie tragen taktische Nummern in Gelb, u. a. „252“ (= RF-95601),...

Mindestens ein Hubschrauber, die „252“, wurde am 24. November bei einer SAR-Rettungsoperation von turkmenischen Rebellen abgeschossen.

- Transporthubschrauber Mil Mi-17 (HIP): mindestens 15 Helikopter stehen bereit.

- Kampfhubschrauber Mil Mi-24V/P (HIND): Insgesamt 12 gepanzerte Kampfhubschrauber dieses Typs verlegten die Russen nach Syrien. Sie tragen gelbe Nummern, wie z. B. "23". Die Mi-24P sind mit einer Zwillings-Bordkanone Grjasew-Schipunow GSch-2-30K ausgestattet. Deren Geschosse haben bei einer Länge von 165 mm ein Kaliber von 30 mm bei einem Eigengewicht von ca. 390 g. Die theoretische Feuergeschwindigkeit beträgt 3.000 Schuss pro Minute. Außerdem werden die Helikopter i. d. R. mit vier 9M114 Shtum-V Panzerabwehrraketen, zwei Abschußbehältern mit jeweils zwanzig ungelenkten 80-mm-Raketen bewaffnet.

- Kampfhubschrauber Mil Mi-28 (HAVOC): Ein solcher Kampfhubschrauber kann neben seiner Bordkanone u. a. bis zu 80 ungelenkte Raketen (80 mm) mit sich führen. Seit Mitte Oktober ist dieser Helikoptertyp in Syrien stationiert. (http://defence-blog.com/news/russian-attack-helicopter-mil-mi-28-arrived-in-syria.html) Unter den dislozierten Hubschraubern soll sich auch die Variante Mi-28N befinden.

- Kampfhubschrauber Mil Mi-35M (HIND-E): Der Mi-35M ist mit einer zweiläufigen Bordkanone GSh-23V (Kaliber: 23 mm) ausgerüstet. Deren theoretische Feuergeschwindigkeit beträgt maximal 3.600 Schuss pro Minute, allerdings hat der Helikopter nur 470 Patronen an Bord. Zusätzlich kann der Hubschrauber bis zu 80 ungelenkte Miniraketen S-8 (80 mm) oder 20 S-13 (122 mm) mitführen. Zur Panzeabwehr stehen acht Abwehrraketen Ataka-V SACLOS (NATO-Code: AT-9 Spiral-2) mit einer Reichweite von maximal 6 km zur Auswahl. Seit Mitte Dezember ist mindestens ein Helikopter dieses modernen Typs in Syrien stationiert. (http://www.janes.com/article/56660/russian-mi-35m-spotted-in-syria)

-- Dronen

Außerdem setzten die russischen Streitkräfte mehrere Drohnentypen zur Aufklärung ein:

- Tranzas Dozor 600: Diese Aufklärungsdrohne hat bei einer Länge von 7m eine Spannweite von 12 m. Ihre Reichweite beträgt 900km bei einer Flugdauer von 24 Stunden. Das Fluggerät ist u.a. ausgestattet mit einer hochauflösenden Kamera, einem Synthetic Aperture Radar (SAR) und einem Laser-Entfernungsmesser. Sie wird seit September 2015 in Syrien eingesetzt. (http://www.presstv.ir/Detail/2015/09/23/430453/Syria-Daesh-ISIL-Russia-drone)

- Eleron-3SV: Die Aufklärungsdrone Eleron-3SV wurde erst Mitte 2015 in Dienst gestellt. sie fliegt in einer Einsatzhöhe von 50 bis 5.000 m, besitzt ein GLONASS-Satellitennavigationssystem und ist mit einer Olympus-Kamera und einer Wärmebildkamera ausgestattet. Allerdings beträgt ihre Flugzeit nur zwei Stunden.

- Orlan-10: Die Orlan-10 wurde 2010 bei den Streitkräfte eingeführt. Sie hat eine Reichweite von 120 km und eine Flugdauer von - nach unterschiedlichen Angaben - zehn bis sechzehn Stunden.

- Jakowlew Pchela-1T: Bei einer Länge von 2,78 m und einer Flügelspannweite von 3,25m hat die Drone eine Reichweite von 60 km und kann 2 Stunden in der Luft bleiben. Die Einsatzhöhe beträgt 100 bis 3.000 m, Sie wird von einem Lkw GAZ-66 oder einem Kettenfahrzeug BTR-D abgefeuert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Jakowlew_Ptschela)

- IAI Searcher Mk.2: Die Aufklärungsdrone Searcher ist ein Produkt des israelischen Herstellers Israel Aircraft Industries (IAI). Bei einer Länge von 5,85 m haben die Searcher eine Spannweite von 8,54 m und ein Gewicht von 500 kg. Sie können bis zu 18 Stunden in der Luft bleiben, ihre Einsatzhöhe liegt bei 6.100 m. Die Drone ist mit einem Synthetic Aperture Radar (SAR) oder EO/IR-Fotokameras ausgerüstet und verfügt über ELINT-Systeme. Die russischen Streitkräfte setzen mindestens zwei Exemplare in Syrien ein.

- Eine ungenannte Hubschrauberdrone des russischen Herstellers ZALA mit einer Reichweite von ca. 30 km. Vier bis sechs Exemplare sind im Einsatz.

Nach unbestätigten Meldungen sollen die russischen Streitkräfte auch Kampfdronen einsetzen. (http://www.washingtontimes.com/news/2015/oct/22/syrian-forces-unleash-suicide-drones-rebels/?page=all)

- Die russische Kriegsmarine in und um Syrien

In Tartus betreibt die russische Kriegsmarine seit 1971 ihren so genannten 720. Stützpunkt für materiell-technische Unterstützung (720 PMTO). (www.spiegel.de/politik/ausland/bild-1053961-899624.html) Hier ist die „229th Naval and Estuary Vessel Support Division“ disloziert. Der Flottenstützpunkt dient normalerweise zur Treibstoffversorgung und für Reparaturarbeiten. Der russischen Schwarzmeerflotte stehen hier zwei Piers á 100 m an der nördlichen Kaimauer zur Verfügung. Die Pieranlagen werden gegenwärtig ausgebaut, um mehr Liegeplätze zu schaffen. Außerdem wurde hier das Trockendock PM-138 disloziert. Hier sind normalerweise rund 300 russische Marineinfanteristen für den Objektschutz stationiert. Mitte September 2015 meldete die russische Tageszeitung „Kommersant“, dass die Truppe vor Ort auf 1.700 Mann aufgestockt wurde. (www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russland-erhoeht-offenbar-militaerpraesenz-in-tartus-a-1053961.html)

Der russische Militäraufmarsch in Syrien wird begleitet von Operationen der Marine. Im Verlauf der letzten Monate wechselte die Zusammensetzung der schwimmenden Verbände durch Rotation der beteiligten Schiffe:

-- Landungsschiffe und Transportschiffe für den Truppenaufmarsch

Zunächst kamen während des Truppenaufmarsches im August/September 2015 die beiden Landungsschiffe „Nikolai Filtschenkow“ (Bordnummer: "152") der Allligator-Klasse von der 197. Landungsschiff-Brigade und die „Koroljow“ (Bordnummer: "61") der Ropucha-Klasse zum Einsatz. Im Dezember 2015 kam das Landungsschiff „Cäsar Kunikow“ (Bordnummer: 158) der Ropucha-I-Klasse, das ebenfalls zur 197. Landungsschiff-Brigade gehört, hinzu.

Da die Transportkapazitäten der russischen Marine für den Truppenaufmarsch nicht ausreichten, hat die russische Marine 2015 acht Transportschiffe in der Türkei erworben. Die gekauften Schiffe wurden kurzfristig als militärische Versorgungsschiffe in den Bestand der Kriegsmarine eingegliedert. (http://de.sputniknews.com/militar/20151026/305179846.html#ixzz41JQnyx4w)

-- Der Verband "Moskwa"

Während des Kalten Krieges hatte die sowjetische Schwarzmeerflotte eine Eskadra mit über sechzig Schiffen im Mittelmeer permanent stationiert. Anfang der neunziger Jahre wurde diese Dislozierung eingestellt. Seit Mitte der neunziger Jahre kreuzen wieder fünf bis zehn Schiffe ständig im Mittelmeer. Dieser Verband soll langfristig auf zwanzig Schiffe erhöht werden. Mit dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges kreuzte dieser Verband vorrangig im östlichen Mittelmeer. Spätestens am 17. November 2015 verlegte die russische Marine den Konvoi erneut dorthin. So erklärte der Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Admiral Alexander Witko, am 23. Juli 2015 in Sewastopol:

"Since the end of 2012, an average of 10 ships and auxiliary vessels from the Black Sea, Baltic and Northern fleets are permanently in the Mediterranean Sea, but the command of the permanently deployed Navy in this region is carried by the Black Sea Fleet and the burden of performing the tasks of this group lies namely on this fleet's warships and auxiliary vessels." (http://www.globalsecurity.org/military/world/russia/mf-med.htm)

Zu diesem Verband gehörten folgende Schiffe:

- Raketenkreuzer "Moskwa" (Bordnummer: 121) (Slawa-Klasse): Das Schiff ist u. a. mit dem Flugabwehrsystem S-300F Fort (NATO-Code: SA-N-6 GRUMBLE) ausgestattet. Es gehört zur 11. Anti-U-Boot-Brigade. Das Schiff kehrte Anfang Januar 2016 zu seinem Heimathafen Sewastopol zurück.

- Lenkwaffen-Zerstörer "Pytlivy" (Bordnummer: 808) (Kriwak-II-Klasse) der 11. Anti-U-Boot-Brigade.

- Lenkwaffen-Zerstörer "Smetlivy" (Bordnummer: 810) (Kaschin-Klasse) der 11. Anti-U-Boot-Brigade.

- Lenkwaffenfregatte "Ladny" (Bordnummer: 801) (Kriwak-I-Klasse) der 11. Anti-U-Boot-Brigade.

- Landungsschiff "Saratow" (Bordnummer: 65 [?]) (Alligator-Klasse: circa 50 Mann Stammbesatzung, außerdem bis zu 20 Panzer und 400 Mann transportieren). Das Schiff gehört zur 197. Landungsschiff-Brigade.

- U-Boot B-237 "Rostow am Don" (Bordnummer: ?) (Kilo-II- bzw. Warschawjanka-Klasse): Das U-Boot wurde 2014 in Dienst gestellt. Es feuerte am 8. Dezember 2015 vier Marschflugkörper 3M-14 Kalibr-PL auf zwei IS-Stellungen im Raum Raqqa. Es war der erste Abschuss solcher Marschflugkörper aus Unterwasserlage. Am 16. Dezember 2015 kehrte das U-Boot in seinen Heimathafen Noworossijsk zurück. (http://de.sputniknews.com/videos/20151216/306525686/russland-uboot-daesh.html)

- mehrere Versorgungsschiffe

-- Der Verband "Warjag"

Mit der Rückverlegung des "Moskwa"-Konvois wurde dieser Mitte Dezember 2015 durch den Schiffsverband um die "Warjag", der zuvor am indisch-russischen Seemanöver INDRA-15 teilgenommen hatte, abgelöst. Auf der Rückfahrt machte der Verband ab Anfang Januar 2016 "Station" vor der syrischen Küste. Er steht unter dem Kommando von Konteradmiral Alexander Juldaschew. (http://de.sputniknews.com/militar/20151206/306221409/schiffsverband-seeuebung-russische-indien.html)

- Garde-Lenkwaffenkreuzer "Warjag" (Bordnummer: 011) (Slawa-Klasse) mit einer Besatzung von 610 Matrosen.

- Zerstörer "Bystry" (Bordnummer: 715) (Sovremenny-Klasse): Der Zerstörer hat eine Besatzung von 350 Mann.

- Zerstörer "Vize-Admiral Kulakov" (Bordnummer: 626) (Udaloy-I-Klasse): Die Schiffsbesatzung umfasst 300 Mann. Das Kriegsschiff gehört eigentlich zur Nordmeerflotte und verlegte im Januar 2016 ins östliche Mittelmeer, um den Verband um die "Warjag" zu verstärken. (http://sputniknews.com/world/20160122/1033545635/russia-syria-kulakov-varyag.html)

- Tankschiff "Boris Butoma" (Bordnummer: 621) (Boris Chilikin-Klasse) mit einem Fassungsvermögen von rund 13.500 Tonnen Kraftstoff.

- Rettungs- und Schleppschiff "Alatau" (Ingul-Klasse), das eigentlich zur Pazifikflotte gehört.

-- Spionageschiffe

- Aufklärungsschiff "Donuzlav": Offiziell handelt es sich bei der "Donuzlav" um ein hydrographisches Forschungsschiff. Die russische Marine bzw. der Militärgeheimdienst GRU setzte seit Oktober 2015 dieses Spionageschiff im östlichen Mittelmeer ein. Ihr folgte im Oktober oder November 2015 die "Wassile Tatischtschew". (http://www.das-bulletin.com/zur-russischen-operation-hmeimim-kriegsmarine-baut-streitmacht-auf/)

- Aufklärungsschiff "Wassile Tatischtschew" (Vishnya-Klasse): Bei einer Länge von 94,4 m hat das bewaffnete SIGINT/ELINT-Schiff eine Besatzung von rund 146 Mann. (https://en.wikipedia.org/wiki/Vishnya-class_intelligence_ship)

- Aufklärungsschiff "Priazowje" (Bordnummer: SSV-201) (Vishnya-Klasse)

-- Kaspische Flottille

Im Kaspischen Binnenmeer zwischen Russland, Aserbaidschan und dem Iran operiert traditionell die so genannte Kaspische Flottille. Auch sie kam mit ihrer weitreichender Schiffsbewaffnung zum Einsatz: Am 4. und ebenso am 7. Oktober feuerte die Flotille 18 bzw. 26 Marschflugkörper 3M14T Kalibr (US-Code: SS-N-30 SIZZLER) ab. Die Flugkörper haben eine Reichweite von 2.500 km bei einer Treffegenauigkeit von 3 m. Sie sind mit einem 500 kg schweren Splittergefechtskopf oder mit Streumunition ausgestattet. (https://www.rt.com/news/317864-russian-warships-missiles-launch/) Ein solcher Marschflugkörper kostet schätzungsweise 1,2 Mio. US-Dollar. Die Entwicklung der SS-N-30 verstößt möglicherweise gegen das INF-Rüstungskontrollabkommen von 1986. (http://www.das-bulletin.com/angriff-mit-marschflugkoerpern-russische-quellen-liefern-details/)

Beteiligt an dem Angriff waren folgende Kriegsschiffe:

- Fregatte "Dagestan" (Bordnummer: 693) (Gepard-Klasse) mit 98 Mann Besatzung. Das Schiff wurde erst am 28. November 2012 in Dienst gestellt.

- Korvette "Grad Swijaschsk" (Bordnummer: 021) (Bujan-M-Klasse) mit 29 bis 36 Matrosen. Die Korvetten der Bujan-M-Klasse sind erst seit 2014 mit dem Marschflugkörper Kalibr-NK in Vertikalstartern 3S-14 ausgestattet.

- Korvette "Uglitsch" (Bordnummer: 022) (Bujan-M-Klasse)

- Korvette "Weliki Usljug" (Bordnummer: ?) (Bujan-M-Klasse)

-- Marinehubschrauber

Ein Teil der russischen Kriegsschiffe ist mit Bordhubschraubern ausgestattet. Der Lenkwaffen-Kreuzer "Moskwa" besitzt einen Hubschrauber Ka-25 (NATO-Code: HORMONE) oder Ka-27 (NATO-Code: Helix). Die Lenkwaffen-Zerstörer der Sowremenny-Klasse sind mit einem U-Jagd-Helikopter vom Typ Kamow Ka-27 oder Ka-31 (NATO-Code: HELIX) ausgestattet. Die Lenkwaffen-Zerstörer Udaloy-I-Klasse haben zwei Hubschrauber vom Typ Kamow Ka-25 an Bord.

- Die russischen Geheimdienste in Syrien

Anfang Januar 2016 starb im Libanon - plötzlich und unerwartet - der Chef des russischen Militärgeheimdienst Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU) Generaloberst Igor Dimitrijewitsch Sergun, der bei der russischen Militärpolitik gegenüber Syrien eine entscheidende Rolle spielte und die Verhandlungen mit dem Assad-Regime leitete. Sergun wurde nur 58 Jahre alt. (http://uatoday.tv/news/stratfor-russia-s-military-intelligence-chief-died-in-lebanon-not-in-moscow-567952.html) Zu seinem Nachfolger wurde am 2. Februar General Igor Korobow ernannt.

Syrien liegt im Kompentenzbereich der dritten Abteilung des GRU. Dieser betreibt - zusammen mit dem syrischen Geheimdienst - mehrere Aufklärungsstationen in Syrien. Eine Abhörstation mit der Bezeichnung „Zentrum S“ befand sich in der Nähe von Tel Al-Hara; sie diente u. a. dazu, die Funkverkehre der verschiedenen Rebellengruppen abzuhören. Die Spionagestation wurde am 5. Oktober 2014 von Angehörigen der Freien Syrischen Armee (FSA) erstürmt. (https://en.wikipedia.org/wiki/Al-Harra,_Syria) Eine weitere Aufklärungsstation befindet sich in Latakia. Die russische Botschaft mit ihrer Aufklärungsstation in Damaskus wurde im September 2015 angegriffen.

Die sechste Abteilung des GRU unterstützt die Arbeit des Nachrichtendienstes mit ihrer Aufklärungstechnik. Zum Einsatz kommen - nach Angaben des Generalstabschef General Waleri Wassiljewitsch Gerassimow - zehn Aufklärungssatelliten. (http://tass.ru/en/science/837273) Fotoaufklärungssatelliten der Persona-Serie (Kosmos-2441, -2486 und -2506), zivil-militärische Erderkundungssatelliten der Serien Resurs-P2 und Kanopus sowie ELINT-Abhörsatelliten Liana-S und Lotos-S. Hinzu kommen Aufklärungsflugzeuge, Kampfflugzeuge mit Aufklärungsbehältern, Drohnen, Aufklärungspanzern und die Spionageschiffe im Mittelmeer.

Dennoch weist die russische Zielaufklärung Lücken auf, wie der Militärexperte Ruslan Puchow, Leiter des Center for Analysis of Strategies and Technologies (CAST) in Moskau, berichtete:

Die Effizienz des russischen Luftwaffeneinsatz in Syrien ist offenbar nicht etwa durch den Mangel an Flugzeugen oder Waffen beschränkt, sondern hauptsächlich durch das Defizit an Aufklärungsoptionen. Es mangelt der russischen Luftwaffe an spezialisierten Spionageflugzeugen, an Drohnen mit einer breiten Palette von Ausrüstungen und mit großer Reichweite, an modernen effizienten Mitteln der Satellitenaufklärung. Kampfdrohnen gibt es überhaupt keine.“ (http://de.sputniknews.com/politik/20160218/307943158/luftwaffe-zwischenbilanz-syrien-einsatz.html#ixzz41JIaQYaC)

Der GRU ist aber nicht nur aufklärerisch in Syrien tätig, vielmehr hat der GRU seit Januar 2012 dort mehrere Spezialeinheiten SPETSNAZ stationiert, darunter die 22. Speznas-Brigade aus Rostow am Don und die 45. Speznas-Brigade aus Kubinka unter dem Kommando von Oberst Vadim Pankov. Der Umfang dieser Sondereinheiten ist nicht bekannt. Sie bilden – wie früher - die syrischen Sondereinheiten aus, allerdings muss man davon auszugehen, dass sie auch an so genannten Anti-Terror-Operationen teilnehmen oder diese selbstständig durchführen. (http://www.examiner.com/article/russian-spetsnaz-units-fighting-al-qaeda-terrorists-syria)

Auch der russische Auslandsnachrichtendienst Sluschba Wneschnei Raswedki (SWR) unter Michail Fradkow ist mit seiner Abteilung für Politische Aufklärung (PR) in Syrien aktiv. Seit Mai 2013 gibt es Gerüchte, dass die Russen die Geheimschutz-Sondereinheit ZASLON verlegt haben. Die Einheit dient zur Unterstützung aktiver Agenten, in dem sie deren Geheimdienstoperationen unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen absichern. An welchen Operationen ZASLON teilnimmt, ist nicht bekannt. Hinzu kommen die Agenten der SWR-Hauptabteilung S.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad wollen die Geheimdienste Russlands, Syriens, Iraks und Irans ein gemeinsames Spionagezentrum errichten. (www.spiegel.de/politik/ausland/kampf-gegen-is-HYPERLINK "http://www.spiegel.de/politik/ausland/kampf-gegen-is-russland-iran-syrien-und-irak-kooperieren-a-1054958.html"russland-iran-syrien-und-irak-kooperieren-a-1054958.html) Mit der Zentrale soll die Kriegsallianz der vier Staaten „belebt“ werden.

- Russische Kampfhandlungen

In Syrien setzt die Luftwaffe i. d. R. alte, ungelenkte Gravitationsbomben ein, lediglich 15 Prozent der Munition sind modernere Präzisionsbomben. Außerdem verwendet man längst geächtete Waffen, wie z. B. Streu- und Brandbomben. Entsprechend hoch ist die Zahl der "Kollateralschäden" unter der Zivilbevölkerung. Über die genaue Zahl der Todesopfer der russischen Angriffe liegen keine zuverlässigen Schätzungen vor. Immerhin wurden durch die russische Luftoffensive mindestens 200.000 Syrer zur Flucht genötigt. Die Bilder der zersprengten syrischen Städte sprechen für sich:

- Am 30. September 2015 führte die russische Luftwaffe ihren ersten Luftangriff in Syrien durch. Insgesamt acht Ziele wurden in zwölf Angriffen attackiert. In Al-Latamna bei Hama, Rastan, Talbiseh bei Homs und Zafaraniya wurden Stellungen einer Rebellengruppe bombardiert. Allerdings war nicht der „Islamische Staat“ das Ziel der Attacke, sondern die "Ahrar Al-Scham" und die "Jabhat Al-Nusra". Bei den Angriffen wurde auch eine Kommandozentrale der Rebellen durch eine KAB-500S-E-Bombe zerstört. Bereits bei dieser ersten Attacke kamen auch Zivilisten ums Leben. (www.spiegel.de/politik/ausland/is-islamischer-staat-in-syrien-russland-bombardiert-rebellen-a-1055509.html)

- Am 1. Oktober folgten acht Luftangriffe mit Su-24 und Su-25SM gegen jeweils eine Rebellenstellung des "Islamischen Staates" und der "Jabhat al-Nusra" und zwei Position der "Freien Syrischen Armee", darunter die verbunkerte Kommandoszentrale in Al-Latamna bei Hama und ein Munitionsdepot bei Idlib. Sechs Kampfhubschrauber Mi-24P wurden bei der Rückeroberung der Stadt al-Salihiyeh bei Aleppo eingesetzt.

- Am 2. Oktober kam es zum ersten Kampfeinsatz der Su-34. Zwei Maschinen zerstörten mit vier KAB-500S-E-Bomben eine Kommandozentrale der Rebellen 13 km westlich von Jisr al-Shugbur. Außerdem zerstörten Su-25SM eine Bombenwerkstatt bei Marat A-Nuuman und ein Ausbildungslager der "FSA" bei Kafranbel. Gleichzeitig starteten syrische, iranische und libanesische "Hisbollah"-Truppen eine Offensive gegen die Stadt Aleppo. Allerdings wurden bei den russischen Luftangriffen auch zahlreiche zivile Ziele getroffen, darunter acht Krankenhäuser u. a. in Al-Eis, Al-Hader, Al-Zirba, Han-Tuman, Latamna und das Hospital der "Syrian-American Medical Society" (SAMS) in Sarmin bei Idlib. Der russische Generalstab wies diese Pressemeldungen als Greuelpropaganda zurück.

- Am 4. Oktober setzte die russische Luftwaffe Streubomben vom Typ RBK-500-SPBE-D gegen Kafr Halab ein.

- Am 16. Oktober wurde, laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars, "Sanafi al-Nasr" alias Abdul-Mohsen Abdullah Ibrahim Al-Sharekh, der Führer der "al-Nusra-Front", bei einem Luftangriff in der Provinz Aleppo getötet. Außerdem starben zwei weitere ranghohe Mitglieder: Abdul Malik al-Jazrawi und Abu Yasir al-Maghrebi. (https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_Milit%C3%A4reinsatz_in_Syrien)

- Anfang November folgten weitere Luftangriffe u. a. gegen eine "IS"-Kommandozentrale in Tadmor bei Homs und ein Zentrale der Jabhat al-Nusra in Salma bei Latakia.

- Am 13. November soll die russische Luftwaffe Idlib mit Brandbomben aus weißem Phosphor angegriffen haben. (http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/is-russia-or-france-deploying-chemical-weapons-against-isis-in-raqqa-a6745171.html)

- Am 17. November führten die russische Bomberflotte einen Luftangriff von russischem Territorium aus. Inoffiziell hieß der Angriff Operation REVENGE als Vergeltung für den Abschuss eines zivilen Passagierflugzeuges über der Halbinsel Sinai. Zunächst bombardierten 12 bis 14 Mittelstreckenbomber BACKFIRE-C, die vom Fliegerhorst Mozdok starteten, mehrere Ziele in Raqqa und Deir al Zawr. Danach griffen sechs Langstreckenbomber BEAR-H und fünf BLACKJACK mit 34 Marschflugkörpern 14 Ziele im Raum Aleppo und Idlib an. Eingesetzt wurde die ALCMs Raduga Kh-555 und Kh-101. Außerdem warfen die BACKFIRE-C ihre OFAB-250-270-Freifallbomben ab. Die Propeller-getriebenen BEAR-H legten eine Strecke von 6.600 km in neuneinhalb Stunden zurück. Für die BLACKJACKs war dies der erste Kampfeinsatz.

Unterstützt wurden die Bomber durch die Jagdbomber Su-27 und Su 34 aus Latakia. Mehrere Su-34 zerstörten mit Unterstützung einer Orlan-10-Aufklärungsdrohne rund 50 Tankfahrzeuge des „Islamischen Staates“, die Rohöl in die Türkei transportierten. Insgesamt führte die russiche Luftwaffe an diesem Tag 127 Angriffsflüge gegen 160 Ziele durch. Insgesamt wurden 48 Kh-101 und 27 Kh-555 eingesetzt, von denen drei - nach offiziellen russischen Angaben - ihre Ziele verfehlten. Ein Marschflugkörper Kh-101 kam im Iran runter. Die Luftangriffe wurden über mehrere Tage fortgesetzt.

- Am 18. November begannen die russischen Flugzeuge mit Luftangriffen gegen turkmenische Rebellenstellungen im Raum nordöstlich von Latakia. Dabei wurden auch Streu- und Brandbomben eingesetzt. Dagegen protestierte die türkische Regierung, konnte aber keine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates erzwingen. Nach der Luftoffensive setzte die russische Seite auch Bodentruppen ein, die aber von den Turkmenen zurückgedrängt wurden.

- Am 20. November starteten zwei BLACKJACKs in Olenegorsk auf der Kola-Halbinsel, flogen um England und Spanien herum, griffen mehrere Ziele in Syrien an und kehrten zum Fliegerhorst Engels (700 km südlich von Moskau) zurück. Bei diesem Non-Stop-Flug legten die Bomber eine Strecke von 13.000 km in 16 Stunden zurück und wurden durch acht Betankungsflugzeuge Ilyuschin Il-78 (MIDAS) vom Fliegerhorst Ryazan aufgetankt.

- Am 22. November soll die russische Luftwaffe Raqqa mit Brandbomben aus weißem Phosphor angegriffen haben. (http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/is-russia-or-france-deploying-chemical-weapons-against-isis-in-raqqa-a6745171.html)

- Bis zum 26. November flog die russische Luftwaffe 797 Angriffe. Anschließend starteten die syrischen Streitkräfte mehrere Bodenoffensive in den Bereichen Aleppo, Damaskus, Homs, Idlib und Latakia.

- Am 8. Dezember 2015 feuerte das U-Boot "Rostow am Don" der Kilo-II-Klasse vier Marschflugkörper Kalibr-PL auf zwei "IS"-Stellungen im Raum Raqqa ab.

- Am 9. Januar 2016 sollen - nach Angaben des Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) in London - bei einem Lufanangriff auf Maarrat al-Numan in der Provinz Idlib 57 Menschen getötet worden sein. Ein Objekt der "Jabhat al-Nusra" wurde mit vier Raketen zerstört, dabei starben 23 Rebellen. (http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-syria-idUSKCN0UN0FW20160109)

- Vom 22. bis 24. Januar flogen die Mittelstreckenbomber Tu-22M3 achtzehn Einsatzflüge gegen Ziele in der Provinz Dayr al-Zawr. In dieser Zeit wurden insgesamt 169 Einsatzflüge gegen 484 Ziele durchgeführt.

- Am 3. Februar 2016 begann die russische Luftwaffe mehrtätige Teppichbombardierungen gegen Aleppo und seine Umgebung. Die Luftoffensive wurde unterstützt von Bodenangriffen der russischen und syrischen Landstreitkräfte. (www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russische-bodentruppen-unterstuetzen-assad-offensive-a-1077054-druck.html) Durch die massiven Angriffen flüchteten mindestens 50.000 Einwohner in Richtung Türkei.

- Am 7. Februar setze die russische Luftwaffe Streumunition der Typen RBK-500 gegen Talbiseh bei Homs ein. (https://www.bellingcat.com/news/mena/2016/02/08/cluster-bombs-used-in-talbiseh-homs-match-type-seen-at-russias-syria-airbase/)

- Am 15. Februar wurden fünf Krankenhäuser, zwei Schulen, mehrere Bäckereien in Idlib, Maret al-Numan und Aleppo bombardiert. Dabei kamen schätzungsweise 50 Menschen ums Leben. Der Regionalvorsitzende der Médecins Sans Frontières (MSF), Mego Terezian, erklärte dazu: "Es wäre unlogisch, dass sie ein Krankenhaus bombardieren, das ihre Bevölkerung versorgen soll. Die vier Raketen sind klar von der Koalition abgeschossen worden, die von der Regierung von Damaskus geführt wird. (...) Das ist eine Politik der verbrannten Erde." (https://www.ovb-online.de/politik/assad-spottet-ueber-westen-6131480.html) Die MSF-Vorsitzende Joanne Liu ergänzte:

"Die Art der Bombardierung weist darauf hin. Allein die Sequenz, das Krankenhaus wurde ja in zwei Wellen kurz nacheinander getroffen, spricht für eine gezielte Attacke. Im zynischen Militär-Duktus nennt man so etwas einen Doppelschlag, so will man sichergehen, dass das Ziel vollständig zerstört wird. Diese Attacke kann also kein Fehlschlag gewesen sein, zudem wurde ja nur unser Haus getroffen und nicht die Gebäude um uns herum. (...) Das Kriegsrecht gilt in Syrien nicht mehr. Immer wieder wurden dort Krankenhäuser angegriffen, in denen Zivilisten behandelt worden sind, es ist schon zur traurigen Routine geworden, eine akzeptierte Art der Kampfführung. Es scheint ein Trend zu sein, dass sich die Kriegsparteien immer wieder mit Grausamkeiten überbieten." (http://www.spiegel.de/politik/ausland/aerzte-ohne-grenzen-chefin-ueber-zerbombtes-krankenhaus-in-syrien-a-1077929.html)

Der russische Vize-Außenminister Gennadij Gatilow bestätigte in einem Interview ungewollt den russischen Angriff: "Es gibt viele Angaben von NGOs, die nicht zutreffen. Nehmen sie die sogenannte syrische Beobachtungsstelle, die sitzt in Wahrheit in London und sammelt dort unbestätigte Meldungen. Darüber hinaus: Haben die Amerikaner nicht auch (!) schon Krankenhäuser getroffen?" (http://www.spiegel.de/politik/ausland/russischer-top-diplomat-assad-bleibt-a-1077128.html)

Fasst man die russischen Luftangriffe zusammen, so ergibt sich ungefähr folgendes Bild: Bis zum 26. November flogen die russischen Streitkräfte 3.086 Kampfeinsätze in Syrien, bis zum 4. Dezember 3.389 Einsätze; Mitte Dezember waren es bereits über 4.200 Einsätze, von denen sich rund die Hälfte gegen Objekte des „Islamischen Staates“ richtete. (http://de.sputniknews.com/militar/20151215/306492905/syrien-luftangriffe-russland.html) Am 25. Dezember 2015 erklärte der russisches Operationschef Generalleutnant Sergej Rudskoi, man habe bisher 5.240 Luftangriffe durchgeführt, darunter 145 Einsätze der strategischen Bomberflotte. Mitte Februar 2016 summierte sich die Zahl der Einsatzflüge auf über 7.000. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russland-bombt-und-traeumt-vom-aufstieg-zur-weltmacht-a-1077447.html) Bis Ende Februar 2016 stieg die Zahl der Einsätz auf über 7.000. Durch die hohe Waffenzuladung der Flugzeuge und Hubschrauber können bei einem Einsatz mehrere Ziele bekämpft werden, so dass die Zahl der attackierten Objekte um ein Mehrfaches höher ist als die Zahl der Einsatzflüge.

Bis zum 2. Dezember 2015 zerstörte die russische Luftwaffe - nach offiziellen Angaben - 32 Ölförderanlagen, 11 Raffinerien, 23 Pumpstationen und rund 250 Tankfahrzeuge, um den Geldfluß für den „IS“ zu unterbrechen. In einer Presseerklärung vom 8. Dezember listete das Verteidigungsministerium in Moskau folgende zerstörte Zielobjekte auf: 70 Führungsstellen der Rebellen, 6 Waffenfabriken, 43 Waffendepots, 21 Tainingslager und 6 Ölanlagen. Bis Mitte Dezember erhöhte sich die Zahl der zerstörten Tankfahrzeuge nach Angaben des russischen Kriegsministeriums auf 1.200 Lkw.

Zu einer anderen Kampfbilanz kommen die internationalen Menschenrechtsorganisationen: "amnesty international" (ai) hat 25 russische Luftangriffe in Syrien zwischen September und November 2015 untersucht. Dabei wurden laut ai bei sechs Luftangriffen mindestens 250 Zivilisten und ein Dutzend Kämpfer getötet, Schäden in Wohngebieten angerichtet und die medizinische Infrastruktur zerstört. AI-Vertreter Philip Luther erklärte: "Some Russian airstrikes appear to have directly attacked civilians or civilian objects by striking residential areas with no evident military target and even medical facilities, resulting in deaths and injuries to civilians. Such attacks may amount to war crimes." (https://www.amnesty.org/en/latest/news/2015/12/syria-russias-shameful-failure-to-acknowledge-civilian-killings/)

Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) hat zwischen dem 26. Januar 2016 und Anfang Februar 2016 in mindestens 14 Fällen den Einsatz von Streubomben dokumentiert, bei denen 37 Zivilisten starben und Dutzende verletzt wurden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_Milit%C3%A4reinsatz_in_Syrien)

Das britische Recherchenetzwerk "Bellingcat" beklagte, dass die russische Luftwaffe bis zum 31. Januar 2016 145 zivile Objekte angegriffen bzw. zerstört hat, darunter 2 Universitäten, 29 Schulen, 26 medizinische Einrichtungen, 6 Erste-Hilfe-Stationen, 3 Einrichtungen des Zivilschutzes, 2 Flüchtlingslager, 6 Wasseranlagen, 8 Bäckereien, 28 Moscheen, ... (https://www.bellingcat.com/news/mena/2016/02/27/russias-strong-arm-diplomacy/)

Zur Begründung für diese "Fehler" gab der russische Militärexperte Ruslan Puchow an, die satellitengestützte Kurskorrektur bei Bombenangriffen sei nicht präzise genug und die KAB-500S-Bomben und die Marschflugkörper hätten manchmal einen zu großen Sprengkopf für ihre Ziele. Außerdem habe die russische Luftwaffe zu wenig Präzisionsmunition gegen bewegliche, kleine und gut befestigte Ziele. (http://de.sputniknews.com/politik/20160218/307943158/luftwaffe-zwischenbilanz-syrien-einsatz.html#ixzz41JJgPc2A) Um die Treffgenauigkeit ihrer alten, ungelenkten Gravitationsbomben zu verbessern seinen viele russische Kampfflugzeuge, so die FENCER und BACKFIRE-C, mit dem computergesteuerten System SWP-24 ausgestattet. Das SWP-24 berechnet, zu welchem Zeitpunkt eine Bombe aufgrund der Umweltparameter (Geschwindigkeit, Höhe, Kurs) vollautomatisch ausgelöst werden muss, um das anvisierte Ziel zu treffen. Aber dessen Wirksamkeit bleibt begrenzt, wie Generalmajor a.D. Igor Sementschenko berichtete: „Die Wahrscheinlichkeit, eine kleinere und geschützte unterirdische Anlage zu treffen, beträgt 30 bis 40 Prozent. Die Zerstörung von wenig geschützten Anlagen auf der Erdoberfläche kann mit mittelschweren Bomben 60 Prozent erreichen." (http://de.sputniknews.com/militar/20151202/306121839/russland-freifallbomben-syrien-praeziser.html#ixzz41JM8KN6V) Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Dschihadisten des "Islamischen Staates" auf die Luftangriffe reagiert und ihre Taktiken ändert haben. Sie verlassen ihre etablierten Niederlassungen und verstreuen sich auf mehrere Objekte in der Nähe der Zivilbevölkerung, außerdem verzichten sie auf Fahrzeugkonvois und sind nur noch in einzelnen Autos unterwegs. Darüberhinaus vermitteln die Berichte aus Syrien den Eindruck, dass es sich bei diesen Zwischenfällen nicht bloß um "Pannen" durch menschliches oder technisches Versagen handelte, sondern dass die russische Politik- und Militärführung gezielt die Infrastruktur in den Rebellengebieten vernichten will. Eine solche Zielpolitik gilt laut humanitärem Völkerrecht als Kriegsverbrechen.

So setzt die russische Luftwaffe Brand- und Streubomben ein. Sie sind mittlerweile - aufgrund von Rüstungskontrollabkommen - verboten und daher bei anderen Luftwaffe längst ausgemustert. Zu nennen ist hier die so genannte Streubomben-Konvention vom 1. August 2010, die allerdings von Russland und den USA nicht unterzeichnet wurde. (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_%C3%BCber_Streumunition) Brandbomben sind durch das Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen vom 8. Juni 1977 geächtet. Der Gebrauch von Brandwaffen gegen die Zivilbevölkerung wurde durch Protokoll III der Konvention der Vereinten Nationen zur Ächtung unmenschlicher Waffen im Jahre 1980 verboten.

Anscheinend geht es der russischen Führung um eine Entvölkerung bestimmter Landstriche. Dazu erklärte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am 19. Februar: "Das syrische Regime und Russland betreiben absichtlich ethnische Säuberungen, so dass nur noch Regimeanhänger übrig bleiben." (http://de.reuters.com/article/syrien-t-rkei-russland-idDEKCN0VJ1QR) Angesichts des russischen Anti-Terror-Krieg zur Befreiung des syrischen Volkes vom "Islamischen Staat" fühlt man sich daher an US-Major Booris erinnert, der angesichts der Kämpfe um die vietnamesische Provinzhauptstadt Ben Tre am 7. Februar 1968 erklärte: "Wir mussten die Stadt zerstören, um sie zu befreien."

Demgegenüber verharmloste der Kommandeur der russischen Luft- und Weltraumkräfte Generaloberst Viktor Bondarew die russischen Luftangriffe, sie würden auf sorgfältige Weise geplant und durchgeführt. In einem Interview mit der Tageszeitung Komsomolskaja Prawda behauptete er am 5. November 2015:

"Aircrew prepare each mission in a very careful, detailed process. They study the target, fix its position, upload the positional information into the aircraft´s nav/attack system and cross-check the mission data several times. In the air, approaching the assigned target, if doubts arise that teh hit will not be precise, crews are instructed to abort the attack run an make another. Thera are many stages of protection set out in order to ensure our aircrews avoid mistakes."

Und am 27. Dezember 2015 behauptete der Militarist frech, die russische Luftwaffe hätte in Syrien bisher kein einziges ziviles Ziel attackiert.

In gleicher Weise spottete der verantwortliche Staatspräsident Russlands, Wladimir Waldimirowitsch Putin, seine Militärintervention sei bloß ein Übungseinsatz:

Die Operation der Luft- und Weltraumkräfte Russlands in Syrien ist die beste Probe für die Kampffähigkeit der russischen Streitkräfte und erfordert auch keine hohen Staatsausgaben. Eine bessere Übung kann man sich kaum vorstellen. Daher können wir dort recht lange ‚trainieren‘ — ohne einen nennenswerten Schaden für den Staatshaushalt.“ (http://de.sputniknews.com/militar/20151217/306552310/putin-syrien-operation-kampffaehigkeit.html#ixzz411YRsuhm)

Nicht zuletzt bleibt die Frage, wer übernimmt nach den russischen Zerstörungen später die Kosten für den Wiederaufbau.

- "Performance" der russischen Streitkräfte

Die russische Militärintervention in Syrien ist in dem Sinne erfolgreich, als sie den Sturz von Bashar al-Assad bisher verhindern bzw. aufschieben konnte. So gab sich Generalstabschef General Waleri Wassiljewitsch Gerassimow am 22. Januar 2016 zufrieden, man habe die strategische Initiative zurückgewonnen: "Currently, strategic initiative in almost all directions is in the hands of the [Syrian] government forces. They are actively fighting, so sooner or later Daesh's resistance would be broken. (... ) At the moment, out of 15 fronts where fighting is taking place in Syria, offensives are carried out in 10."

Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass die Intervention keineswegs so einfach verläuft, wie sich das die Moskauer Generalität am Anfang erhofft hat: Als die russischen Streitkräfte mit ihrer Syrienintervention Ende September begannen, wurden von offizieller Seite keine Angaben zur geplanten Zeitdauer gemacht. Militärexperten schätzten inoffiziell von drei bis vier Monaten. Aber diese Frist ist längst abgelaufen. Schon warnte der amerikanische Präsident Barack Obama im Februar 2016 die russische Seite, eine dauerhafte Besatzung Syriens könnte für die Russen "ziemlich kostspielig" werden. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/barack-obama-besatzung-syriens-wird-fuer-russland-kostspielig-a-1077770.html)

Außerdem musste der Militäraufwand seit Beginn der Operation bereits verdoppelt werden: Die Zahl der Soldaten stieg von rund 3.000 auf 5.000 Mann, dabei sind die Matrosen an Bord der Kriegsschiffe noch nicht mitgerechnet. Die Zahl der in Syrien dislozierten Flugzeuge stieg von 30 auf fast 90, die Zahl der Kriegsschiffe verdoppelte sich von 10 auf 20. Außerdem musste die russische Luftwaffe sogar ihre strategische Bomberflotte einsetzen. Dabei zeigen die Luftangriffe lediglich, dass die russische Luftwaffe heute über eine Kampfkraft verfügen, wie sie die Amerikaner schon zur Jahrtausendwende besaßen. Nicht zuletzt sind die russische Soldaten - entgegen der amtlichen Propaganda - längst in Bodenkämpfe verstrickt. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russische-bodentruppen-unterstuetzen-assad-offensive-a-1077054.html)

Der "FSA"-General Ahmad Rahal, früher Stellvertretender Verteidigungsminister in Syrien, machte folgende Rechnung auf:

"Only the Russian airforce helps keep a military equilibrium but the Russian commanders realize their capabilities are limited. A plane can only make 4-6 sorties a day; a pilot can make only 4 missions a day – he gets tired and loses concentration. So, they had to bring in more planes and people. They have been using 20 planes over the last 7-10 days. And what did they get except keeping all their ships busy bringing in ammo? (...)

Today, there are 12,000 Russian servicemen, experts and militants that take part in the genocide of the Syrian people. About 80% of civilian deaths during the war have occurred through Russian operations and bombings. Around 70’000 people have left their homes and turned into refugees because of Russian airstrikes, these people are currently residing on the border with Turkey, and 35’000 persons in eastern parts of Aleppo are planning to leave because of Russian bombings. Russia is using all types of prohibited weapons against civil population." (https://informnapalm.org/en/feb21-syria-general-rahal/)

Eine Zahl, die die russische Zivilbevölkerung besonders interessiert und von der auf Dauer die Zustimmung der Bevölkerung zur Interventionspolitik ihrer Kreml-Regierung abhängen wird, ist die Frage der Todesopfer unter den russischen Soldaten. Diese Zahl ist - schon aus Gründen der Truppenmoral - streng geheim. Nur in Ausnahmefällen werden konkrete Vorfälle und Opfer namentlich bekannt: Mindestens zwei russische Soldaten der 22. Speznas-Brigade aus Rostow am Don sind gefallen und wurden am 12. November 2015 in ihrer Heimatstadt begraben. (http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/kreml-verstaerkt-russische-militaerhilfe-fuer-assad-regime-a-1064910.html) Im Zusammenhang mit dem Abschuss der Su-24 FENCER durch die türkische Luftwaffe starben der Pilot Oberstleutnant Oleg Anatoljewitsch Peschkow und der Marineinfanterist Alexander Posynitsch.

Am 2. Februar 2016 griffen Rebellen der Norddivision der "Freien Syrischen Armee", die von der CIA unterstützt werden, mit einer amerikanischen Panzerabwehrrakete BGM-72 TOW eine russische Beratergruppe in Marj Khawkha bei Jabal al-Akrad an. Dabei kamen angeblich drei oder vier russische Generäle ums Leben. Demgegenüber räumte der Pressesprecher der Militärführung in Moskau, Igor Konaschenkow, am selben Tag nur den Tod von einem hohen Offizier ein, der bei einem Mörserbeschuss durch Rebellen des "Islamischen Staates" umkam. (http://www.thedailybeast.com/articles/2016/02/05/are-u-s-missiles-taking-out-high-ranking-russian-military-officials.html) Darüber hinaus wurde eine unbekannte Zahl russischer Söldner getötet. Bisher gerieten noch keine russischen Soldaten in Gefangenschaft.

- Gefährliche Zwischenfälle

Die Grenze zwischen der Türkei und Syrien hat eine Länge von 1.200 km und wird ständig durch CAP-Patrouillenflüge (Combat Air Patrol) der türkischen Luftwaffe überwacht. Um Kollisionen zu vermeiden, haben die USA und Russland mittlerweile eine Art Rotes Telefon eingerichtet, um sich rechtzeitig über geplante Missionen und Anflugrouten zu informieren. Auch die Türkei und Israel verständigten sich jeweils mit Russland auf bilaterale Abfangregeln, an die man sich aber offensichtlich nicht immer hält. So kam es wiederholt zu Zwischenfällen mit mehreren Toten.

- Am 3. Oktober 2015 drangen zwei russische Kampfjets (vermutlich Su-30SM) in der Hatay-Region in den Luftraum der Türkei ein. Daraufhin schickte die NATO-Luftverteidigung zwei türkische QRA-Abfangjäger General Dynamics F-16C FIGHTING FALCON hoch, um die Eindringlinge abzufangen. Die Militärführung in Moskau entschuldigte sich für die Luftraumverletzung, es habe sich um einen Navigationsfehler des Piloten gehandelt. Am folgenden Tag sprach die NATO-Führung von „the extreme danger of such irresponsible behaviour“.

- Am 5. Oktober drang ein weiterer russischer Jet, vermutlich eine Su-24 oder Su-30SM wiederum in der Hatay-Region in den türkischen Luftraum ein. Daraufhin startete erneut eine Alarmrotte F-16C. Daraufhin kündigte die türkische Regierung an, sie werde in Zukunft ihren Luftraum nach „Rules-of-Engagement“-Einsatzregeln schützen, die ursprünglich für den Kriegsfall gedacht waren.

- Am 15. Oktober vereinbarte die türkische Regierung in Verhandlungen mit dem Stellvertretenden Kommandeur der russischen Luftwaffe, Generalmajor Sergei Dronow, bilaterale Abfangregeln für mögliche Luftzwischenfälle. Zusätzlich zu der für solche Vorfälle bereitstehenden Notfallfrequenz 121,5 MHz wurde die Frequenz 243 MHz als Notkanal für Gespräche zwischen türkischen und russischen Flugzeugbesatzungen verabredet. Außerdem sagte die russische Regierung zu, Einsatzflüge 12 Stunden vorher anzukündigen.

- Am 16. Oktober drang eine russische Aufklärungsdrohne in den türkischen Luftraum und wurde abgeschossen. In den folgenden 30 Tagen erneuerte die türkische Regierung täglich ihre Abschussdrohung im Falle einer weiteren Luftraumverletzung.

- Am 31. Oktober wurde ein ziviles Passagierflugzeug vom Typ Airbus A321, Metro Jet Flug Nr. 9268 von Scharm el-Scheik nach Sankt Petersburg, durch eine Bombe über der Halbinsel Sinai (Ägypten) zum Absturz gebracht. Unter den 224 Menschen an Bord gab es keine Überlebenden. Der Islamische Staat bekannte sich zu dieser Vergeltungsaktion.

- Im Oktober 2015 kam eine amerikanische Langstrecken-Aufklärungsdrone einem russischen Kampfflugzeug sehr nahe. Solche Zwischenfälle sind besonders gefährlich, da die Dronen umbemannt sind und der Operator am Boden nur eine begrenzte Sicht auf den umgebenden Luftraum hat. (http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/syria/11945018/Drone-gets-uncomfortably-close-to-Russian-fighter-jet-over-Syria.html)

- Am 24. November um 9.24 Uhr schoss ein türkischer Luftüberlegenheitsjäger vom Typ F-16C Block 40 FIGHTING FALCON der 181. oder 182. Filo-Jagdstaffel der 8. Luftwaffenbasis in Diyarbakir eine russische SU-24M2 (FENCER) (taktische Nummer: „83“ in Weiß) ab.

Der türkische Luftraum hat im Bereich Hatay Yayladagi eine südliche Ausbuchtung. Nach Angaben aus Ankara war die Maschine um in den Luftraum eingedrungen und für 17 Sekunden in westlicher Richtung in rund 6.000 bis 7.000 m Höhe hindurchgeflogen. Innerhalb von fünf Minuten war der russische Pilot zehnmal vergeblich gewarnt worden. Dies wurde später durch den Piloten eines niederländischen Passagierflugzeuges bestätigt, der den Funkverkehr ebenfalls mitgehört hatte.

Die beiden gestarteten türkischen Jagdflugzeuge erfassten den russischen Eindringling mit ihrem Bugradar AN/APG-68 und schossen ihn mit einer Jagdrakete AIM-9 Sidewinder oder AIM-120C AMRAAM ab. Zwar konnten sich beide Besatzungsmitglieder zunächst mit dem Schleudersitz retten, aber der Pilot Oberstleutnant Oleg Anatoljewitsch Peschkow wurde bei der Landung von turkmenischen Rebellen der 1. Küstendivision der "Freien Syrischen Armee" oder Mitglieder der türkischen "Bozkurtlar" gelyncht. Als Mörder wurde der Türke Alparslan Celiz von den "Grauen Wölfe" ausgemacht. (https://www.rt.com/news/323658-turkmen-commander-turkish-ultra/) Kopilot Hauptmann Konstantin Murachtin überlebte. Er gab später an, man habe keine türkische Funkwarnung erhalten. Die führerlose Maschine krachte etwa vier Kilometer von der türkischen Grenze entfernt bei Bayirbucak auf syrisches Gebiet.

Daraufhin startete die russiche Luftwaffe eine CSAR-Operation zur Rettung der beiden Besatzungsmitglieder mit zwei Mi-8AMTSh-V und einem Kampfhubschraber Mil Mi-24P. Einer der beiden Mil-8AMTSh-V mit der Nummer „252“ wurde durch heftiges Bodenfeuer abgeschossen. Dabei kam der russische Marineinfanterist Alexander Posynitsch ums Leben. Der Hubschrauber wurde aufgegeben und die elf überlebenden Insassen retteten sich zu den syrischen Bodentruppen in der Nähe. Anschließend zerstörten die Rebellen den Hubschrauber mit einer amerikanischen Panzerabwehrrakete BGM-71 TOW.

Der Abschuss der russischen FENCER entsprach den internationalen Abfangregeln und war - betonen die Türken - militärpolitisch notwendig. Aber der Waffeneinsatz war nicht zwingend notwendig, da keine echte militärische Bedrohung der Türkei gegeben war. Eine diplomatische Protestnote hätte es wohl auch getan.

- Am 29. November drang ein russischer Kampfpilot über den Golan-Höhen rund 1,6 km in den israelischen Luftraum ein. Die israelische Luftverteidigung funkte den Piloten an und informierte ihn über seinen Fehler. Daraufhin drehte der Pilot ab. (http://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-russischer-kampfjet-dringt-in-israelischen-luftraum-ein/12653618.html)

- Am 7. Dezember kam es zu einem Zwischenfall, als das Landungsschiff BDK-64 „Cäsar Kunikow“ (Bordnummer: 158) der Ropucha-I-Klasse, das zur 197. Landungsschiff-Brigade der Schwarzmeerflotte gehört, die Meerenge des Bosporus passierte. Ein Matrose legte dabei mit einer schultergestützten Flugabwehrrakete an. Darin sah die türkische Regierung einen Verstoß gegen das Schiffspassage-Abkommen von Montreux aus dem Jahre 1936. (http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/12/07/tuerkei-meldet-provokation-durch-russland-soldat-mit-rakete-auf-dem-bosporus/)

- Am 13. Dezember 2015 kam es 22 km vor der griechischen Insel Limnos zu einem Zwischenfall auf Hoher See: Als sich das türkische Fischerboot "Geçiciler 1" dem russischen Lenkwaffenzerstörer "Smetlivy" bis auf rund 600 m näherte, feuerte das russische Kriegsschiff mehrere Warnschüsse ab. „Wir sind innerhalb einer Meile an einem vor Anker liegenden Kriegsschiff vorbeigefahren. Wir wussten noch nicht mal, dass es ein russisches Schiff ist, wir dachten, es ist ein NATO-Schiff“, erklärte der Fischereikapitän Muzaffer Gecici. (http://www.focus.de/politik/ausland/war-alles-ganz-anders-russischer-zerstoerer-feuerte-auf-sein-boot-das-sagt-der-fischer-zu-den-warnschuessen_id_5151853.html)

- Am 29. Januar 2016 verletzte erneut ein russisches Kampfflugzeug Su-34 (FULLBACK) den türkischen Luftraum. Das türkische Außenministerium erklärte zu dem Vorfall, die Maschine sei aus dem syrischen Luftraum gekommen und habe auf Funksprüche, die sowohl auf Russisch als auch auf Englisch abgesetzt wurden seien, keine Antwort gegeben. „Wir betonen noch einmal, dass Russland die Konsequenzen tragen muss, die aus so einem verantwortungslosem Verhalten entstehen können." (http://www.spiegel.de/politik/ausland/grenzkonflikt-russischer-kampfjet-ueberfliegt-erneut-tuerkei-a-1074863.html)

- Am 3. Februar verweigerte die türkische Regierung der russischen Luftwaffe einen Aufklärungsflug einer Tupolew TU-214ON über türkischem Territorium, zu dem die Russen gemäß dem "Open Sky"-Rüstungskontrollabkommen eigentlich berechtigt waren. (http://rbth.com/defence/2016/02/19/russias-state-of-the-art-tu-214r-spy-plane-arrives-in-syria_569263)

- Außerdem wurde bekannt, dass russische Abfangjäger die Tornado Recce der Bundesluftwaffe bei ihren Aufklärungsflügen (bisher rund 100 Einsätze) regelmäßig beschatten. Dennoch war der Kommandeur des Zentrums Luftoperationen der Bundeswehr in Uedem, Generalleutnant Joachim Wundrak, bemüht, die Angelegenheit zu verharmlosen: Die Tornados seien nicht Ziel eines Abfangmanövers oder würden gar aus dem syrischen Luftraum abgedrängt: "Diese Begegnungen laufen professionell ab. Es gab keine Zwischenfälle." (http://www.rp-online.de/politik/ausland/syrien-russische-kampfjets-verfolgen-deutsche-tornados-aid-1.5770692)

- Eskalationspotential

Der russische Präsident Wladimir Putin konnte zunächst durch die von ihm ausgelöste syrische Flüchtlingswelle nach Europa die Europäische Union (EU) destabilisieren, wie der NATO-Oberbefehlshaber US-General Philip Breedlove am 1. März vor dem Verteidigungsausschuss des US-Senats beklagte: "Together, Russia and the Assad regime are deliberately weaponizing migration in an attempt to overwhelm European structures and break European resolve.” (http://www.infowars.com/nato-commander-says-russia-syria-using-migrant-crisis-as-weapon/) Nun stellt sich die Frage, ob sich die russischen Strategen als nächstes die NATO vornehmen werden. Der Hebel dazu wäre die Provokation eines bewaffneten Konfliktes zwischen Russland und der Türkei. Ein solcher Konflikt birgt unkalkulierbare Eskalationsgefahren, da die Türkei NATO-Mitglied ist. (http://www.heise.de/tp/artikel/46/46158/1.html)

So beschlossen die NATO-Außenminister bei ihrem Treffen am 1.-2- Dezember 2015 in Brüssel Maßnahmen zur Stärkung der türkischen Verteidigungsfähigkeit. (http://www.janes.com/article/56458/nato-allies-approve-measures-to-boost-turkish-security)

Doch angesichts der realen Kriegsgefahren hat sich die Bündnispolitik der NATO gegenüber der Türkei innerhalb weniger Wochen geändert. Dazu berichtete der "Spiegel" am 20. Februar 2016 über die militärpolitische Lagebeurteilung des Bündnisses (S. 28ff):

"Im NATO-Hauptquartier in Brüssel hält man den Konflikt zwischen Moskau und Ankara für "brandgefährlich". "Die Streitkräfte beider Staaten sind an der türkisch-syrischen Grenze in heißen Einsätzen aktiv", heißt es dort, "zum Teil nur wenige Kilometer voneinander entfernt." (...)

Jetzt hat sich Putin auch noch mit den syrischen Kurden verbündet, Erdoğans Erzfeinden. Der türkische Präsident macht sie für den Anschlag in Ankara vom vergangenen Mittwoch verantwortlich, was sie bestreiten. (...) Türkische Truppen beschießen nun die Kurden auf syrischem Gebiet mit Artillerie. Zudem spielt Ankara mit dem Gedanken, in Syrien einzumarschieren, um die Kurden dort mit Bodentruppen zu bekämpfen. (...)

Merkel befürchtet, dass Putin es darauf anlegt, die Türkei zu provozieren. Der Kremlherr wolle das Bündnis auf die Probe stellen. (...) Putins Ziel sei es, einen Keil in die NATO zu treiben und das Bündnis zu destabilisieren. Ein Militärpakt, dessen Mitglieder sich offen darüber streiten, ob sie einem Partner beistehen sollen, verlöre seine Glaubwürdigkeit. Es wäre ein großer Triumpf für Putin. (...) In Berlin ist inzwischen die Rede von einem "hybriden Krieg Putins gegen die Türkei". (...)

Um zu verhindern, dass der Konflikt weiter eskaliert, haben die Nato-Partner der türkischen Regierung unmissverständlich klargemacht, dass sie nicht mit dem Beistand des Bündnisses rechnen kann, wenn es als Folge türkischer Angriffe zu einem Zwischenfall mit Russland käme. "Die Nato darf sich durch die jüngsten Spannungen zwisch Russland und der Türkei nicht in eine militärische Eskalation mit Russland hineinziehen lassen", warnt Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn. (...) Einen von den Türken angezettelten Krieg werden wir nicht ausbaden", sagt ein deutscher Diplomat."

Allerdings würde es im Nachhinein schwierig sein festzustellen, wer hat als Erster geschossen hat und wer als Erster bloß zurückgeschossen hat. Der frühere US-Botschafter in Damaskus Robert Ford: "Niemand in Washington wird wegen Aleppo einen Dritten Weltkrieg riskieren."

Entgegen dieser Beschwichtigung meinte der russische Politologe Sergej Karaganow: "Die USA haben ihre strategische Orientierung verloren. Ebenso klar ist: Die NATO ist unser Gegner. (...) Wir befinden uns in einem Vorkriegszustand."

- Perspektiven

Mit ihrer militärischen Intervention in Syrien will die Regierung in Moskau nicht nur das Assad-Regime unterstützen, vielmehr nutzt der Kreml die vermeintlichen "Militärerfolge" im syrischen Bürgerkrieg, um sich gegenüber der eigenen Bevölkerung als präpotente Großmacht darzustellen. Gegenüber der NATO will man die "moderne" Schlagkraft seiner gerade reformieren Truppen demonstrieren. Schließlich willl man die Erkenntnisse aus dem Feldzug später zur Waffenmodernisierung nutzen, auch um die eigenen Rüstungsexporte anzuheizen. (http://de.sputniknews.com/militar/20160217/307912180/suchoi-verbessert-kampfjets-syrien-einsatz.html)

Unklar ist nach wie vor, welches Ziel die russische Interventionspolitik verfolgt, die angeblich den "Islamischen Staat" zerschlagen will. Sollten die russischen Truppen dieses Ziel erreichen, würde ein erheblicher Teil der überlebenden Dschihadisten aus Russland in ihr Heimatland zurückkehren und dort den Kampf fortsetzen. Über die Zahl der Dschihadisten aus Russland gibt es höchst unterschiedliche Schätzungen: Während Alexander Bortnikow, der Chef des Geheimdienstes FSB, von rund 1.700 russischen "IS"-Mitgliedern sprach, schätze der Chef des Anti-Terror-Zentrums der GUS-Staaten, Andrei Nowikow, deren Zahl auf rund 5.000. Bereits am 22. Juni 2015 verkündete der "Islamische Staat" die Gründung eines "Kauskasischen Emirats" in Russland unter Führung von "Abu Muhammad al-Qadari" alias Rustam Asilderow.

Wiederholt konnten die russischen Sicherheitsdienste kleine Terrorzellen in Russland ausgehoben, so im Februar 2016 in Jekatarinburg. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-russland-meldet-festnahme-von-is-verdaechtigen-a-1076185.html) Da dies jedes Mal von Propagandagetöse begleitet war, ließ sich die tatsächliche Kampfstärke und Operationsabsichten der vermeintlichen Terrorzellen nicht abschätzen. Je länger die russischen Intervention andauert, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Dschihadisten Vergeltungsoperationen gegen russische Städte selbst durchführen, um die Russen an den Verhandlungstisch zu bomben. (http://www.welt.de/politik/ausland/article143097410/Der-Islamische-Staat-bedroht-Putins-Reich.html) Ein islamistisches "Stalingrad" wäre für beide Seiten eine Katastrophe.

Der syrische Bürgerkrieg hat im März 2011 angefangen, als der "Islamische Staat" und die "Jabhat al-Nusra" noch keinerlei Rolle in Syrien spielten. Selbst wenn diese Terrorgruppierungen zerschlagen werden, bedeutete dies folglich noch längst nicht das Ende des Syrienkrieges: Außer den syrischen Regierungstruppen und syrischen Rebellen mischen sich zahlreiche ausländische Kräfte in den ursprünglichen Bürgerkrieg ein. So nutzt die türkische Regierung die Gelegenheit, um bewaffnet gegen die Kurden in Nordsyrien vorzugehen, welche dem "Islamischen Staat" einen unabhängigen Kurdenstaat abtrotzen wollen. Sunniten und Schiiten, vertreten durch Saudi-Arabien und Iran, leisten sich einen - bislang - rein propagandistischen Stellvertreterkrieg. Darüberhinaus führen die amerikanische und russische Regierung - wie in den Zeiten des Kalten Krieges - einen klassischen "Proxywar".

Militärische Provokationen oder ein Zwischenfall oder Unfall können zu einem Krieg zwischen Russland und der Türkei eskalieren, so dass die NATO (un-)mittelbar involviert wäre. Dieses Risiko steigt noch dadurch, dass die US-Regierung seit Januar 2016 einen Einsatz der NATO selbst fordert. So sollen die Spionageflugzeuge Boeing E-3A Sentry AWACS der NATO Airborne Early Warning Force (NAEWF), die zu dreißig Prozent mit Bundeswehrsoldaten bemannt sind, den Luftraum überwachen und den Bodenkrieg aufklären. (http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-01/usa-is-nato-awacs-flugzeuge) Zu den Propagandisten eines solchen Einsatzes gehört auch der deutsche NATO-General Hans-Lothar Domröse, derzeit Befehlshaber des Allied Joint Force Command (JFC) in Brunssum (Niederlande). (http://www.welt.de/politik/ausland/article151805608/Nato-General-besorgt-ueber-russische-Machtdemonstration.html)

Bisher ist die internationale Beteiligung am Bodenkrieg auf die ausländischen Dschihadisten und Anti-Dschihadisten, iranische Pasdaran, libanesische Hizbollah-Kämpfer, russische Kampfeinheiten und Spezialeinheiten Russlands, der USA und Großbritanniens beschränkt. Sollte sich der Bodenkrieg ausweiten, würde dies zur weiteren Eskalation beitragen. Nach Pressemeldungen stellt die türkische Regierung entsprechende Überlegungen an. Dazu erklärte der Pressesprecher des russischen Verteidigungsministeriums Generalmajor Igor Konaschenkow am 4. Februar: "The Russian Defence Ministry registers a growing number of signs of hidden preparation of the Turkish Armed Forces for active actions on the territory of Syria." (http://www.janes.com/article/57787/russia-turkey-tensions-increase-as-assad-forces-cut-rebel-supply-line) Anfang Februar 2016 drohten Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit einer solchen Intervention. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-saudi-arabien-ist-bereit-fuer-bodentruppen-in-syrien-a-1075758.html)

Die amerikanische und die russische Regierung einigten sich am 23. Februar in einem zweiten Anlauf darauf, dass ab Samstag, den 27. Februar, die Luftangriffe eingeschränkt werden. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/waffenstillstand-in-syrien-hoffen-auf-den-frieden-warten-auf-den-knall-a-1078799.html) Dazu wurde auf dem russischen Fliegerhorst Hmeimin in Syrien ein Koordinierungszentrum mit einer gemeinsamen Task Force unter Leitung des russischen Generalleutnants Sergej Kuralenko eingerichtet. Die bürgerliche Presse feiert diese Vereinbarung fälschlicherweise als "Waffenstillstand", tatsächlich soll aber lediglich das Zielspektrum auf die Terrororganisationen "Islamischer Staat" und "Jabhat al-Nusra" beschränkt werden. So erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow: "Natürlich werden unsere Luftschläge gegen diese Gruppen weitergehen". (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russland-usa-feuerpause-geplant-zweifel-bleiben-a-1077119.html) Immerhin haben sich beide Seiten (scheinbar) auf ein gemeinsames Freund-Feind-Schema geeinigt. Aus den beiden parallel laufenden Luftoffensiven unter der Führung Russlands bzw. der USA (Combined Joint Task Force - Operation INHERENT RESOLVE [CJTF-OIR]) wird somit quasi eine gemeinsame Operation ohne gemeinsames Hauptquartier. Da aber die Luftoffensiven offiziell mit dem Anti-Terror-Krieg begründet wurden, stellt sich die Frage, in welchem Umfang nun die Luftangriffe tatsächlich zurückgefahren werden. Der durchsetzungsschwache US-Präsident Barack Obama erklärte am 25. Februar 2016:

"And a lot of that is going to depend on whether the Syrian regime, Russia, and their allies live up to their commitments. The coming days will be critical, and the world will be watching. (...)

Such a future, I am convinced, cannot include Bashar al-Assad. It’s clear that after years of his barbaric war against his own people -- including torture, and barrel bombs, and sieges, and starvation -- many Syrians will never stop fighting until Assad is out of power. There’s no alternative to a managed transition away from Assad. It’s the only way to end the civil war and unite the Syrian people against terrorists." (https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2016/02/25/remarks-president-progress-against-isil)

Außerdem ist zweifelhaft, ob sich die Türkei an diesen syrisch-amerikanisch-russischen "Waffenstillstand" halten oder ihre Angriffe auf die Kurden fortsetzen wird. (http://www.heise.de/tp/artikel/47/47519/1.html) Jedenfalls beschoss die türkische Artillerie - in Übereinstimmung mit den Bestimmungen zur "Feuerpause" - am 29. Februar "IS"-Stellungen nördllich von Aleppo. Der russische Generalleutnant Sergej Kuralenko warf der Regierung in Ankara vor, sie unternehme “obviously provocative steps that could lead to a breakdown of the ceasefire and the peace process in the Syrian Arab Republic.” (https://www.rt.com/news/334037-turkey-jeopardize-ceasefire-syria/)

Überhaupt ist die Funktionalität dieser Vereinbarung prinzipiell zweifelhaft, zumal eine Unterscheidung zwischen verbotenen Vertragsverstößen und "erlaubten" Luftangriffen nicht einfach ist. Schon am 2. Tag des "Waffenstillstands" beschwerte sich der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault, dass sich das syrische Regime und seine Verbündeten die Feuerpause in Syrien missachten würden. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-frankreich-beklagt-bruch-der-waffenruhe-a-1079849.html) Für den Fall eines Scheiterns arbeitet das US-Außenministerium schon an einem "Plan B" zur Teilung Syriens. Für diesen Fall forderten der US-Verteidigungsminister Ashton Carter, Generalstabschef General Joseph Dunford sowie CIA-Chef John Brennan eine Verschärfung der antirussischen Sanktionen. (http://de.sputniknews.com/zeitungen/20160225/308093094/waffenstillstand-syrien-usa-russland-plan-b.html)

Somit ist ein Ende des internationalisierten "Bürgerkrieges" in Syrien noch nicht absehbar, obwohl die amerikanisch-russischen Luftoffensiven mittlerweile Erfolge zeitigen: So hat der "Islamische Staat" im letzen Jahr mindestens 15 Prozent seines Herrschaftsgebietes und rund 20 Prozent seiner Kämpfer verloren. (http://www.stern.de/politik/ausland/islamischer-staat--extremistenmiliz-verliert-ein-fuenftel-seiner-kaempfer-in-syrien-und-irak-6683852.html) Zahlreiche ausländische Rekruten des "Islamischen Staates" haben mittlerweile das Land verlassen. Während Anfang 2015 die Zahl der deutschen Dschihadisten in Syrien die Zahl der Syrienrückkehrer in der BRD überstieg, hat sich dieses Verhältnis im Verlauf des Jahres 2015 erstmals umgekehrt. Durch den verstärkten Rückstrom dieser miesen Privatapokalyptiker nach Deutschland erhöht sich zugleich die Terrorgefahr hierzulande.

Auf Basis der UN-Sicherheitsrats-Resolution 2254 vom 18. Dezember 2015 haben Friedensgespräche der International Syrian Support Group (ISSG) begonnen. (http://www.un.org/depts/german/sr/sr_15/sr2254.pdf) Sollte der Bürgerkrieg dennoch ein weiteres Jahr andauern, könnten sich dann womöglich Donald Trump, Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan, Bashir al-Assad, Salman ibn Abd al-Aziz und Hassan Rohani im Nahen Osten feindlich gegenüberstehen.