Militärforschung
  Die spanischen "Besatzungstruppen" in Katalonien
 

Die spanischen „Besatzungstruppen“ in Katalonien

 

Gerhard Piper

29. Oktober 2017

 

Am 27. Oktober 2017 hat das katalanische Parlament mehrheitlich für die Unabhängigkeit („independencia“) der Region von Spanien gestimmt. Daraufhin setzte die spanische Zentralregierung die katalanische Landesregierung formal ab. Die in Katalonien stationierten Einheiten der spanischen Polizei, Nachrichtendienste und Streitkräfte wurden damit zu „Ausländern“ im „eigenen“ Staat. Nun stellt sich die Frage, ob es zu einem Blutvergießen kommt.

 

Vielvölkerstaat Spanien

 

Durch die absolute Monarchie vergangener Jahrhunderte und das faschistische Franco-Regime im 20. Jahrhundert weist Spanien eine ausgesprochen zentralistische Herrschaftsstruktur auf. Auf der anderen Seite ist Spanien ein Vielvölkerstaat mit verschiedenen Ethnien, die sich auf insgesamt siebzehn „Autonome Gemeinschaften“ (Comunidades Autónomas - CCAA), die in etwa den deutschen Bundesländern entsprechen, verteilen. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte haben mehrere dieser Gebietskörperschaften vergeblich die Unabhängigkeit angestrebt, dazu bildeten sich in mehreren Regionen Guerillagruppen, die einen jahrelangen Kleinkrieg gegen die Zentralregierung führten: Galizien (Exército Guerrilheiro do Povo Galego Ceive - EGPGC), Baskenland (Euskadi Ta Askatasuna - ETA), Katalonien (Terra Lliure), Andalusien, die kanarischen Inseln (Movimiento para la Autodeterminación e Independencia del Archipiélago Canario - MPAIAC) und – in geringerem Maße – auch die Balearen.

 

Katalonien (spanisch: Cataluña, katalanisch: Catalunya) im Nordosten der iberischen Halbinsel hat eine Fläche von 32.091 qkm. Mit einer Gesamtbevölkerung von 7.522.596 Personen hat es einen Anteil an der spanischen Gesamtbevölkerung von 15,9 Prozent. Katalonien teilt sich geographisch auf in vier Provinzen (Barcelona, Girona, Lleida und Taragona), die sich wiederum gliedern in 42 Landkreise (span. Comarques) und 946 Städte und Gemeinden.

 

Die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft ist Barcelona. Hier ist der Sitz der Landesregierung und des katalanischen Parlaments. Der (bisherige) President de la Generalitat de Catalunya ist Carles Puigdemont. Bei den letzten Parlamentswahlen am 27. September 2015 erhielt sein Parteienbündnis Junts pel Sí (JxSi) (Candidatura d'Unitat Popular [CUP], Esquerra Republicana [ERC] und Partido Demócrata Europeo Catalán [PdCAT]), das die Unabhängigkeit Kataloniens propagierte, 39,59 Prozent der Stimmen. Demgegenüber kam die christdemokratische Partido Popular (PP) nur auf 8,49 Prozent.

 

Das Verhältnis zwischen Spaniern und Katalanen ist geprägt durch Abneigung, wenn nicht gar Hass. Seit Jahrzehnten strebt die autochtone katalanische Bevölkerung nach Unabhängigkeit. Bereits 1901 wurde die separatistische Lliga Regonalista unter der Führung von Francesco Cambó gegründet, die sich 1932 in Liga catalana umbenannte. Zweimal erreichte Katalonien eine relative Autonomie, das waren das „Mancomunitat“ (1914-1925) und die „Generalitat“ (1932-1939). In den Jahren der so genannten Transición nach dem Tod des langjährigen Tyrannen Francisco Franco (20.11.1975) verbot die Staatsräson eine umfassendere Neugliederung Spaniens; stattdessen wurde Geschichtsvergessenheit staatlich verordnet.

 

Dementsprechend gewährte das Autonomieabkommen „Estatut de Sau“ vom 25. Oktober 1979 Katalonien nur eine begrenzte Selbstbestimmung. Immerhin wurde das frankistische Verbot der katalanischen Sprache aufgehoben, außerdem gewährte man eine „Selbstregierung“ auf den Gebieten Bildung, Kultur, Kommunalverwaltung und Infrastruktur. Gegen das weitergehende „Statut von Miravet“ klagte die Partido Popular (PP [sprich „Pepe“]) am 31. Juli 2006 vor dem Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional), da 114 der insgesamt 223 Artikel des Autonomiestatuts verfassungswidrig seien. Nach fast vierjähriger Beratung verkündete das Gericht am 28. Juni 2010 sein Urteil, demnach waren 14 Artikel insgesamt oder teilweise verfassungswidrig, so dass dieses Autonomiestatut nicht in Kraft treten konnte.

 

Gegenüber den katalanischen Freiheitsbestrebungen zeigten sich die mafiösen spanischen Volksparteien, die christdemokratische Partido Popular (PP) und die sozialdemokratischen Partido Socialista Obrero Español (PSOE), unnachgiebig. So verweigerte die spanische Zentralregierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy Brey (PP), der seit dem 20. Dezember 2011 im Amt ist, über Jahre hinweg jede Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft. Ein für den 1. Oktober 2017 von der Regionalregierung angesetztes Unabhängigkeitsreferendum ließ die spanische Regierung durch die Guardia Civil niederknüppeln. Am 21. Oktober kündigte Mariano Rajoy an, er werde die katalanische Landesregierung gemäß Bundeszwang gemäß Artikel 155 der spanischen Verfassung vom 29. Dezember 1978 absetzen und Neuwahlen durchführen. Der katalonische Regierungschef nannte dieses Vorgehen einen „Putsch“. Am 27. Oktober stimmte der spanische Senat mit 214 von 262 Stimmen dem Begehren des Ministerpräsidenten zu.

 

In Artikel 155, der bisher noch nie angewandt wurde, heißt es:

 

„1. Si una Comunidad Autónoma no compliere las obligaciones que la Constitución u otras leyes le impongan, o actuare de forma que atente gravemente al interés general de España, el Gobierno, previo requerimiento al Presidente de la Comunidad Autónoma y, en el caso de no ser atendido, con la aprobacion por mayoría absoluta del Senado, podrá adopter las medidas necesarias para obligar a aquélla al complimiento forzoso de dichas obligaciones o para la protección del mencionado interés general.

2. Para la ejecución de las medidas previstas en el apartado anterior, el Gobierno podrá dar instrucciones a todas las autoridadés de las Comunidades Autónomas.”

 

Jedoch kam das katalanische Regionalparlament der Senatsentscheidung um Stunden zuvor und verkündete am selben Tag – mit einer Mehrheit von siebzig Stimmen bei insgesamt 135 Abgeordneten - quasi die Unabhängigkeit Kataloniens, in dem es die Landesregierung taktierend aufforderte, weitere Schritte zur Erreichung dieses Ziels zu unternehmen. Rund 15.000 Menschen versammelten sich vor dem Parlament, um die katalanischen Abgeordneten zu unterstützen und zu schützen. Die Separatistengruppe mit dem Namen „Assemblea Nacional Catalana” (ANC) rief die katalanische Bevölkerung zum (friedlichen) Widerstand gegen alle möglichen Maßnahmen der spanischen Zentralregierung auf. Der spanische Ministerpräsident Rajoy rief seinerseits die spanische Bevölkerung landesweit zur Ruhe auf und berief sein Kabinett zu einer Sondersitzung ein. Er setzte die katalanische Landesregierung ab und übernahm – so glaubt er – selbst die Funktion des katalanischen Regierungschefs. Mit der Wahrnehmung der täglichen Amtsgeschäfte betraute er die Stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría Antón (PP), die erklärte: „Keine Regierung kann akzeptieren, dass eine fortschrittliche Demokratie in einem Teil ihres Landes nicht vollständig gilt. Und das ist in Katalonien der Fall.“ Man werde Katalonien „retten“. Damit ist die katalanische Teilautonomie offiziell vollständig aufgehoben. Den bisherigen Landesministern wurde der obligatorische Personenschutz sofort entzogen. Außerdem löste Rajoy das katalanische Parlament auf und kündigte für den 21. Dezember 2017 Neuwahlen in Katalonien an. Die spanische Generalstaatsanwaltschaft kündigte an, sie werden gegen den katalanischen (Ex-)Regierungschef Puigdemont ein Ermittlungsverfahren wegen „Rebellion“ einleiten; daher drohen Puigdemont eine Höchststrafe von dreißig Jahren.

 

Es ist unklar, wie die einzelnen Beamten und Behördenapparate in Katalonien in den nächsten Tagen und Wochen ihre Dienstpflichten definieren und wahrnehmen werden. Es ist weiterhin unklar, wie sich die spanische Zentralregierung eine praktische Umsetzung ihrer Zentralgewalt durch „medidas necesarias“ und „instrucciones“ gegen den zivilen Widerstand der katalanischen Zivilbevölkerung vorstellt. Möglich wäre ein an einen Coup d´Etat erinnerndes operatives Vorgehen gegen die (bisherige) katalanische Regierung und ihre Ministerien, das Parlament, die Radio- und Fernsehstationen, die Verkehrsknotenpunkte, etc.. Unklar ist auch, welche praktischen Maßnahmen die nunmehr unabhängige katalanische Regierung zur Umsetzung ihrer deklarierten Autonomie plant und wie sie einen Abzug der Sicherheitsorgane der spanischen Zentralregierung aus Katalonien durchsetzen will. Außerdem bleibt abzuwarten, wie die staatlichen und regionalen Sicherheitsorgane agieren werden.

 

Als wichtigstes bewaffnetes Organ kann sich die katalanische Landesregierung auf die katalanische Landespolizei Mossos d´Esquadras mit ihrer Grupo Especial de Intervencion (GEI), der Área de Brigada Móvil (ABM) und den Unidades de Seguridad Ciudadana (USC) verlassen. Es handelt sich um ca. 16.973 Polizeibeamte mit einer für Polizeieinheiten typischen Bewaffnung. Um diese Polizei zu schwächen hat der spanische Regierungschef am 27. Oktober ihre Polizeiführer Major Josep Lluís Trapero und Pere Soler „entlassen“. Im Gegensatz zu Soler beharrt Trapero auf seinem Posten. Nicht zuletzt werden unter den wirtschaftlichen Folgen sowohl Katalonien als auch (Rest-)Spanien zu leiden haben.

 

Cuerpo Nacional de Policía

 

Der Cuerpo Nacional de Policía (CNP) ist die landesweite Nationalpolizei. Sie ist in allen 17 Autonomen Gemeinschaften präsent. Allerdings habe mehrere Provinzregierungen einen eigenen Polizeiapparat aufgebaut, so Katalonien mit seinen Mossos d´Esquadra und das Baskenland mit seiner Ertzaintza. In diesen Provinzen fällt die Präsenz der Nationalpolizei entsprechend geringer aus. Außerdem führt die Verteilung der Kompetenzen zwischen der spanischen Polizei und der jeweiligen Regionalpolizei gelegentlich zu Konflikten.

 

Das Hauptquartier der Nationalpolizei in Katalonien, die Jefatura Superior de Policía de Cataluña, befindet sich in Barcelona im Complejo Policial de la Verneda (Rambla Guipuzcoa 76-80). Kommandeur der Nationalpolizei in Katalonien ist z. Zt. Sebastián Trapote. Gemäß der Landesstruktur ist die Nationalpolizei auf vier Provinzen verteilt:

 

In der Region Barcelona unterhält sie neunzehn Comisarías (Badalona, Barcelona-Aeropuerto, Cerdanyola, Cornellá-Esplugas de Llobregat, Igualada, L´Hospitalet de Llobregat, Manresa, Mataró, Ripollet, Rubí, Sabadell, Sant Adriá de Besós, Sant Boi de Llobregat, Sant Cugat del Vallés, Sant Feliú de Llobregat, Santa Coloma de Gramanet, Terrasa, Vic und Vilanova i La Geltrú) und drei sonstige Einheiten, in der Region Girona sind es drei Comisarías (Girona, Figueras und Lloret de Mar) und neun sonstige Einheiten (z. B. den Puesto Fronterizo Aeropuerto de Girona), in der Region Lleida gibt es nur die Comisaría Provincial de Lleida in Lleida (Ensenyanca 2), und in der Region Taragona bestehen ebenfalls drei Comisarías (Reus, Tarragona und Tortosa).

 

Guardia Civil

 

Die paramilitärische Guardia Civil unter dem Kommando von José Manuel Holgado Merino ist eine Mischung aus Bundespolizei und Feldjäger. Das Hauptquartier mit dem Mando de Operaciones befindet sich in Madrid. Die Polizeitruppe umfasst insgesamt 77.427 Mitarbeiter, die u.a. in 2691 Kasernen untergebracht sind. Durch die vierzigjährige Diktatur des faschistischen Caudillo Francisco Franco y Bahamonde (1936-1975) und den fünfzigjährigen Guerillakrieg gegen die baskische Separatistenorganisation Euskadi Ta Askatasuna – militar (ETA-m) gilt die Guardia Civil als ausgesprochen hart und grausam. Außerdem war sei in den Putschversuch zur Verhinderung einer Demokratisierung Spaniens am 23. Februar 1981 („23-F“) verwickelt.

 

In den einzelnen Provinzen gliedert sich die Guardia Civil in territoriale Comandancías (CMDAs), denen Einsatzeinheiten (companías), Polizeireviere (puestos) und sonstige Einheiten unterstellt sind.

 

Katalonien umfasst innerhalb der Guardia Civil die „7a Zona“ (= Septima Zona). Ihr Hauptquartier befindet sich in Barcelona (Travesera de Gracia Nr. 291-293); als Kommandeur agiert gegenwärtig Brigadegeneral Ángel Gozalo Martín. In Katalonien gliedert sich die Guardia Civil in vier Comandancías: Region Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona.

 

Das Hauptquartier der Comandancía Barcelona befindet sich in der Kaserne Sant Andreu de la Barca in Barcelona (Cami Vell del Palau 10). Ihr unterstehen Einheiten in sechszehn Ortschaften, darunter drei Compañías am Flughafen El Prat de Llobregat, in Vilanova i la Geltrú und in Premià de Mar. Darüberhinaus gibt es in diesem Bereich zwölf Polizeireviere (Badia del Valles, Berga, Calella, Canovelles, Gava, Igualada, Manresa, Mollet del Valles, San Andres de la Barca, Premià de Mar, Vic und Vilanova i la Geltrú) und zahlreiche sonstige Einheiten. Die Comandancía Girona hat ihr Hauptquartier in Girona (Emilio Grahit Nr. 52). Ihr sind Polizeiobjekte in dreizehn Ortschaften unterstellt, darunter drei Companías (Palamos, Puigcerda und Roses) und drei Puestos (Blanes, Ripoll und Roses). Das Hauptquartier in Lleida befindet sich in der Straße Llibertat Nr. 3. Ihm sind Objekte in 17 Ortschaften unterstellt, darunter zwei Companías (Balaguer und La Seu d´Urgell) und acht Puestos (Alcarras, Balaguer, Bossost, Solsona, Sort, Tarrega, Tremp, La Seu d´Urgell). Die Comandancía in Tarragona befindet sich in der Straße Mari Aurelia Campmany Nr. 6. Zu ihren 38 Polizeiobjekten gehören die Companías in Tortosa, Tarragona (Puerto-Aeropuerto) und Salou. Hinzu kommen Polizeireviere in Amposta, Cambrils, El Pont d´Armentera, Falset, Gandesa, L´Ametlla de Mar, Mora d´Ebre, Salou, San Carles de la Rapita, Tortosa, Valls und El Vendrell.

 

Verstärkungen können aus den beiden benachbarten Provinzen zugeführt werden: Die Sexta Zona (6a Zona) der Guardia Civil umfasst die Region Valencia, die Octava Zona (8a Zona) befindet sich in der Provinz Aragonien.

 

Fuerzas Armadas Españolas

 

Die spanischen Streitkräfte bestehen aus 126.607 Soldaten und 20.244 Zivilangestellten (Stand: Dezember 2016). Oberbefehlshaber im Kriegsfall ist der amtierende Bourbonen-König Felipe VI. Als Verteidigungsministerin amtiert derzeit María Dolores de Cospedal García (PP). Oberster Militär ist der Jefe del Estado Mayor de la Defense (JEMAD), z. Zt. General de Ejército Fernando Alejandre Martinez. Der Sitz des Generalstabs Estado Mayor de la Defensa (EMAD) befindet sich in Madrid (Paseo de la Castellana). Er ist für die Entwicklung der Strategie und der Operationspläne, wie z. B. den Plan Estratégico Conjunto (PEC), zuständig. Ihm nachgeordnet ist das Mando de Operaciones (MOPS) in Madrid, dessen Stab führt alle Militäroperationen durch. Dazu gliedert sich sein Generalstab in neun Abteilungen, u.a. die Sección J2 „Inteligencia“ und J3 „Operaciones en Curso“.

 

Für die spanischen Streitkräfte – wie für alle Militärs auf der Welt – gehören die Einheit und Unabhängigkeit des Staates zur Konstitution des eigenen Selbstverständnisses. So heißt es in Artikel 8 Absatz 1 der spanischen Verfassung vom 29. Dezember 1978:

 

„Las Fuerzas Armadas, constituantes por el Ejército de Tierra, la Armada y el Ejército del Aire, tienen como mission garantizar la soberanía e independencia de España, defender su integridad territorial y el ordenamiento constituconal.”

 

Entsprechend hieß es in den alten “Reales Ordenanzas para las Fuerzas Armadas” vom 23. Mai 1984 in Artikel 3:

 

„La razón de ser de los Ejércitos es la defensa militar de España y su misión garantizar la soberanía e independencia de la Patria, defender la integridad territorial y el ordenamiento constitucional.“

 

Diese ausdrückliche Bestimmung wurde mit der umfassenden Neufassung der „Reales Ordenanzas“ vom 7. Februar 2009, die sich an den deutschen Richtlinien zur „Inneren Führung“ orientierten, aus dem Gesetzbuch gelöscht, sie wirkt aber innerhalb des Offizierskorps weiterhin fort. Dementsprechend erklärte die amtierende Verteidigungsministerin María Dolores de Cospedal am 4. Juli 2017 aus Anlass des vierzigsten Jahrestages der Gründung des Verteidigungsministeriums vor der hohen Generalität:

 

“Por tierra, mar y aire, las Fuerzas Armadas y la Guardia Civil se encuentran donde haya que proteger los valores de la democracia y la Constitución, pero también la integridad y la soberanía de nuestro país.”

 

Martina Fischer von der Berghof-Stiftung in Berlin schrieb in ihrer Dissertation „Spaniens ungeliebtes Militär – Legitimitätsdefizite: Öffentliche Meinung, Protestbewegungen und die Reaktion des Militärapparates (1982-1992)“ im Jahre 1996:

 

„Hohe Kommandeure aller Teilstreitkräfte betonten den Auftrag der Armee, Spanien gegen regionale Autonomieansprüche und separatistische Bestrebungen zu „verteidigen“. In den Richtlinien, gesetzlichen Aufgabenfestlegungen und Verhaltenskodizes der Streitkräfte wird die „Einheit Spaniens“ als zu schützendes Gut ausdrücklich betont. Bei ihrer Vereidigung schwören Soldaten nicht nur, „mit Inbrunst“ die Fahne zu küssen, die „Souveränität und Unabhängigkeit“ sowie die „verfassungsmäßig Ordnung“ zu verteidigen, sondern auch nachdrücklich, für die „territoriale Integrität und Einheit“ ihr „Blut bis zum letzten Tropfen zu vergießen“. (…)

 

Viele Befehlshaber befürchteten zum anderen, daß sich die Autonomieregelungen des demokratischen Spaniens zu einer föderalen Staatsform weiterentwickeln könnten, welche die Einheit des Landes zerstöre. Sie nahmen den Autonomieprozeß als Verlängerung einer Tendenz zur „Zerstörung Spaniens“ wahr, und betrauerten den Verlust von „Spaniens Größe“, seines Weltreichs und seiner Kolonien. (…)

 

Heeresoffiziere charakterisierten die Verteidigung der territorialen Integrität ausdrücklich als eine „nach innen“ gerichtete Mission, die wegen der Verteilung und Dislozierung über das gesamte Gebiet des Landes dem Heer obliege. In der Aufgabendefinition mancher Heeresbefehlshaber nahmen noch in den frühen neunziger Jahren Beschreibungen der „inneren Bedrohung“ teilweise deutlich breiteren Raum ein als solche äußerer Bedrohungen. (…) Ein Teil der Befehlshaber ging davon aus, daß sich der Staat notfalls auch mit militärischen Mitteln seiner inneren Feinde zu erwehren habe.“

 

In den letzten Monaten erklärten Militärgeneräle wiederholt, sie würden eine Unabhängigkeit Kataloniens nicht akzeptieren. So drohte der ex-General Rafael Dávila Álvarez am 13. Juli 2017:

 

El Centro Nacional de Inteligencia tampoco está dormido. Todos tienen su responsabilidad y estoy seguro que cuentan con los planes detallados para ponerlos en marcha en cuanto reciban la orden. No hacerlo sería caer en una gravísima irresponsabilidad. A esto responden las declaraciones de la ministra de Defensa y las de la vicepresidenta. Todos estamos preparados y con los deberes hechos.”

 

Und im September 2017 erklärte der ex-General und ex-Geheimdienstchef Manuel Fernández-Mouzón, wenn Katalonien seine Unabhängigkeit erklären würde sollte der Kriegszustand erklärt werden: „España debería entrar en Estado de Guerra“.

 

Demgegenüber versprach Generalleutnant Ricardo Álvarez-Espejo bei seiner Verabschiedung als höchster Heeresrepräsentant in Katalonien Ende Februar 2017, dass sich das Heer „neutral“ verhalten werde. Die Frage des katalanischen Unabhängigkeitsstrebens sei eine Frage der Politik: „un proceso que debe resolverse por la política“. Auch sein Nachfolger, Generalleutnant Fernando Aznar Ladrón de Guevara äußerte sich bei seiner Amtsübernahme in ähnlicher Weise und sprach sich für die „Operación Diálogo“ aus. Da bei dessen Amtsantritt im April 2017 jedoch kein Vertreter der katalanischen Landesregierung anwesend war, hieß es in Pressemeldungen damals, „die Beziehungen zwischen der politischen Macht und der Armee in Katalonien gelten als zerbrochen“.

 

Ejército de Tierra

 

Die Heeresstreitkräfte unter dem Kommando des Jefe del Estado Mayor del Ejército de Tierra (JEME), General Franciso Javier Varela Salas, sind die größte Teilstreitkraft. Sie verfügen über 77.343 Soldaten. Ihr Hauptquartier mit dem Estado Mayor del Ejército de Tierra befindet sich im Palacio de Buenavista in Madrid.

 

In Katalonien sind z. Zt. mindestens 1.500 Heeressoldaten stationiert. Das Infanterieregiment Nr. 62 ist in San Clemente Sasebas bei Girona disloziert. Dessen Panzergrenadierbataillon Nr. I/62 befindet sich ebenfalls in San Clemente Sasebas; das Gebirgsjägerbataillon Nr. II/62 ist in Barcelona in der Kaserne Acuartelamiento del Bruc untergebracht. Außerdem soll in Barcelona (oder aber in Alicante) die Spezialeinheit Grupo de Operaciones Especiales (GEO) „Tercio de Ampurdán IV“ stationiert sein. In San Baudilio de Llobregat befinden sich Teile der Agrupación de Apoyo Logístico N. 61. Nicht zuletzt befindet sich in Katalonien der Stab der „Inspección General del Ejército en Barcelona“. Sie wird seit dem 1. April 2017 von Generalleutnant Fernando Aznar Ladrón de Guevara geführt. Hinzu kommt die Heeresschule Academia General Básica de Suboficiales (AGBS) bei Talam in der Provinz Lleida mit rund 600 Unteroffiziersanwärtern.

 

Außerdem soll die Heeresleitung in den letzten Wochen Truppen in den Nachbarregionen Aragonien und Valencia zusammengezogen haben. So berichtete „ok diario“ am 6. Oktober 2017:

 

„El Ejecutivo maneja que son necesarios 30.000 efectivos de las Fuerzas y Cuerpos de Seguridad del Estado para hacerse cargo de la Comunidad autónoma en caso de recurrir al 155 para restablecer el orden constitucional ante los insurrectos. Una cifra que en este momento no prodría alcanzarse con la actual dotación en Cataluña algo más de 8.000 agentes de Policía Nacional y Guardia Civil.

 

Con todo, y pese a la lógica opacidad que require un operative que afecta a la Seguridad Nacional, esos movimientos se están produciendo. Asi, el más numeroso es el de la División Castillejos (antiqua Fuerza en Acción Rápida, conocida como FAR), con sede en Madrid, y que ya ha sido movilizada a Zaragoza. (…)”

 

Ejercito del Aire

 

Die spanische Luftwaffe unter dem Kommando des Jefe de Estado Mayor del Ejército del Aire (JEMA), seit dem 31. März 2017 General Javier Salto Martínez-Avial, verfügt über 20.435 Soldaten, die mit 627 Flugzeugen und Hubschraubern ausgestattet sind. Das Hauptquartier der Luftwaffe (Cuartel General del Ejército del Aire) befindet sich in Madrid. Dem JEMA ist das Operationskommando Mando Aéreo de Combate (MACOM) nachgeordnet.

 

In Katalonien gibt es mehrere internationale und nationale Flughäfen, u. a. in Barcelona bzw. El Prat de Llobregat, Reus, Girona und Sabadell, trotzdem befinden sich in Katalonien keine Fliegerhorste der spanischen Luftwaffe. Die nächste Luftwaffenbasis ist in Zaragoza, der Hauptstadt der Provinz Aragonien. Auf dieser Base Aérea ist das Geschwader „Ala 15“ mit den drei Staffeln 151, 152 und 153, die mit dem Jagdflugzeug McDonnell Douglas EF-18A/B Hornet ausgerüstet sind, stationiert. Hinzu kommen die beiden Staffeln des Geschwaders „Ala 31“: 311 Escuadrón de transporte mit Transportflugzeugen Lockheed T.10 Hércules und 312 Escuadrón de reabastecimiento en vuelo mit Tankflugzeugen Lockheed TK.10 Hércules

 

Die Luftwaffe verfügt in Katalonien lediglich über eine Kaserne am Flughafen in El Prat de Llobregat, eine Luftraumüberwachungszentrale (Centro de Control de Tránsito Aéreo) in Barcelona und über die Radarstation der Escuadrón de Vigilancia Aérea No. 4 (EVA 4) in Rosas (Carretera de Rosas-Cadaques) bei Girona.

 

Armada Española

 

Die spanische Marine unter dem Kommando des Jefe de Estado Mayor de la Armada (AJEMA), Admiral Teodoro E. López Calderón, verfügt über 20.838 Matrosen, 131 Kriegsschiffe und 65 Flugzeuge. Das Cuartel General de la Armada befindet sich in Madrid. Obwohl Katalonien über eine 580 Kilometer lange Küste (Costa Brava, Costa de Maresme, Costa del Garraf und Costa Daurada) verfügt, ist die Region die einzige Küstenprovinz, in der sich kein Kriegshafen der spanischen Flotte befindet.

 

Stattdessen unterhält die Marine lediglich ein zivil-militärisches Verbindungsbüro, die Comandancia Naval de Barcelona am Hafen von Barcelona (Straße Portal de Santa Madrona).

 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die katalanische Unabhängigkeitsbewegung auf die anderen Regionen Spaniens auswirken wird.