Militärforschung
  Iranischer Angriff auf Nevatim
 

Israel: Iranischer Raketenangriff auf den Fliegerhorst Nevatim

14. April 2024

Gerhard Piper

In der Nacht vom 13. auf den 14. April 2024 führten die iranischen Luftstreitkräfte ihren angekündigten Vergeltungsschlag für das israelische Bombardement der iranischen Botschaft in Damaskus durch. Über dreihundert Flugkörper (Boden-Boden-Raketen, Marschflugkörper und Drohnen) wurden abgefeuert. Den israelischen Raketenabwehrsystemen Chetz (int. Bez.: Arrow-3), Kipat Barzel (int.: Iron Dome), Kela David und Patriot gelang es mit Unterstützung durch amerikanische und britische Kampfflugzeuge angeblich 99 Prozent aller Flugkörper abzuschießen. Eines der iranischen Ziele war der Luftstützpunkt Nevatim in der Negev-Wüste.

Fliegerhorst Nevatim

Der Fliegerhorst Nr. 28 Nevatim wurde bereits im Jahr 1947, mehrere Monate vor der Gründung des Staates Israel, gegründet. Damals hieß er noch Malhata. Nach der Schließung der israelischen Fliegerbasen auf der Sinai-Halbinsel im Jahr 1983 wurde Nevatim massiv ausgebaut. Heutzutage gehört er zu den drei größten Luftstützpunkten der israelischen Luftwaffe Chejl ha-Awīr (int.: Israel Air Force – IAF). Der Fliegerhorst verfügt über vier parallel verlaufende Start- und Landebahnen mit einer Länge bis zu 3.900 m. Der Fliegerhorst befindet sich bei Be´er Sheva in der Negev-Wüste (arab. Name: an-Naqb).

Auf der Basis ist der modernste Jagdbomber der Luftwaffe disloziert. Es handelt sich um 75 Tarnkappen-Jagdbomber des amerikanischen Typs F-35I Adir. Mit dem Modell sind drei Staffeln im nördlichen Teil des Fliegerhorstes ausgerüstet:

- 116. Staffel „Lions of the South“

- 117. Staffel „First Jet“

- 140. Staffel „Golden Eagle“

Bereits im Juli 2019 wurden diese Staffeln eingesetzt, um zwei iranische Raketendepots bei Bagdad anzugreifen. Die Jagdbomber waren auch an den Luftangriffen auf den Gaza-Streifen beteiligt. Zur Unterstützung der israelischen Kriegsverbrechen gegenüber der Zivilbevölkerung hat die U.S.-Regierung seit dem 10. Oktober 2023 die Munitionsbestände auf der Nevatim Air Base aufgefüllt und Nachschub mit der C-130 Hercules eingeflogen. Zuletzt flogen die F-35I am 1. April 2024 den Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus. Daher wurde nun der Luftstützpunkt als Angriffsziel ausgewählt.

Längerfristig sollen die F-35I als Atomwaffenträger ausgerüstet werden. Dazu müsste auf dem Fliegerhorst ein entsprechend gesichertes Depot errichtet werden. Auf dem benachbarten Fliegerhorst Nr. 6 in Chazerim befindet sich bereits ein Atomwaffendepot für die 25 dort dislozierten F-15I Ra´am der 69. Staffel „Hammers“. Ein weiter entferntes Atomwaffendepot befindet sich in Eilabun am See Genezareth.

Zur Unterstützung der F-35I sind in Nevatim Tankflugzeuge Re´em auf Basis der KC-135 stationiert. Sie gehören zur 20. Staffel „Desert Giants“. Diese alten Maschinen werden durch KC-46 Pegasus ersetzt. Außerdem ist in Nevatim die 131. Transportstaffel „Knights of the Yellow Bird“ mit C-130H Karnaf disloziert.

Außerdem befindet sich hier eine Eloka-Staffel mit drei Aufklärungsflugzeugen des Typs Shavit und mindestens eine Oron sowie fünf Frühwarnflugzeuge Eitam. Zusammen bilden sie die 122. Staffel „Nachshon“.

Nicht zuletzt ist in Nevatim der VIP-Transporter des israelischen Regierungschefs, die „Wing of Zion“ des Herstellers Boeing disloziert. Für die Maschine gibt es einen separaten Hangar im Südteil der Basis.

An Bodentruppen ist auf Nevatim die Spezialeinheit „Unit 5700“ (YAC) untergebracht. Sie besteht aus rund 60 Soldaten und soll im Kriegsfall provisorische Ausweichbasen errichten.

Der Wohnbereich für die Soldaten befindet sich westlich des Fliegerhorstes. (1)

Iranischer Angriff

Am 14. April 2024 griffen die iranischen Streitkräfte mit über 300 Flugkörpern Israel an: Operation TRUE PROMISE. Eingesetzt wurden u. a. Mittelstreckenraketen des Typs Khorramshahr-4 (and. Bez.: Kheibar). Diese modernen Flugkörper haben eine Reichweite von 2.000 km, ihr Gefechtskopf hat ein Gewicht von immerhin 1.500 kg. Außerdem kamen Kamikaze-Drohnen vom Typ Šāhed-136 zum Einsatz. Diese Drohnen haben eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern und transportieren einen Gefechtskopf von ca. 40 kg. Als Abschussorte wurden Kermanshah und Dokuh im West-Iran genannt. Nur ein einzelnes arabisches Mädchen soll bei dem Massenangriff durch einen Querschläger verletzt worden sein. (2)

Nach iranischen Angaben wurden fünfzehn Raketen vom Typ Khorramshahr-4  auf den Fliegerhorst Nevatim abgefeuert. Es liegen keine zuverlässigen Angaben darüber vor, welche Schäden der iranische Angriff auf dem Fliegerhorst hinterlassen hat. In der iranischen Propaganda hieß es, „this base was damaged severely and became completely out of function“. (3)

Demgegenüber behauptete der Konteradmiral Daniel Hagari, Sprecher der israelischen Streitkräfte Zahal, der Raketenangriff habe auf der Basis nur „slight damage“ hinterlassen:

„As you can see now, the base is functioning and continues to perform its tasks. In the picture, you can see the runway at Nevatim. (…) Iran thought it would be able to paralyze the base and thus damage our air capabilities, but it failed. Air Force planes continue to take off and land from the base, and leave for offense and defense missions, including the Adir (F-35) planes that are now returning from a base defense mission and soon you will see them landing.” (4)

Sollte sich bewahrheiten, dass der iranische Angriff nahezu wirkungslos verpuffte, dann wären die iranischen Rüstungsanstrengungen der letzten 25 Jahre lediglich eine Vergeudung von Ressourcen gewesen. Dies würde auch die geopolitischen Ambitionen des klerikalen Mullah-Regimes ausbremsen.

Quellen:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rflugplatz_Nevatim

(2) https://www.understandingwar.org/backgrounder/iran-update-april-13-2024

(3) https://en.mehrnews.com/news/213855/15-Iranian-missiles-hit-strategic-

base-of-Nevatim#:~:text=TEHRAN%2C%20Apr.%2014%20(MNA,15%20missiles%

20early%20on%20Sunday.

(4) https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/idf-99-of-the-300-or-so-projectiles-fired-by-iran-at-israel-overnight-were-intercepted/